Wien - Welche die größten Geheimnisse zwischen Frauen und Männern sind, dieser
Frage ist das Meinungsforschungsinstitut Emnid im Auftrag des
Magazins Reader's Digest nachgegangen. Die exklusive Umfrage unter
500 repräsentativ ausgewählten Verheirateten in Österreich brachte
verblüffende Ergebnisse.
Kleine Geheimnisse
So haben 54 Prozent der Männer und 50
Prozent der Frauen dem jeweiligen Partner "schon einmal etwas
verheimlicht". Für Angelika Faas, Leiterin der Sozialpsychologischen
Akademie Norddeutschland, ist das aber kein Drama: "Manche
Heimlichkeit dient dazu sicherzustellen, dass man auch in einer
Beziehung eine eigenständige Person bleibt".
Mehr Zärtlichkeit erbeten
26 Prozent der Männer gaben bei der Befragung an, sie würden "ihre Partnerin gern um mehr
Zärtlichkeit bitten". Auch 24 Prozent der Frauen wünschen sich das.
Bei ihnen steht aber ein anderer Punkt auf dem Wunschzettel ganz
oben: 30 Prozent gaben an, der Partner möge Fragen über sie selbst
stellen. Erst auf Platz drei folgt dann in beiden Lagern der Sex und
die Diskussion darüber.
Die Spitzenstellung des Faktors Zärtlichkeit
ist auch aus der Sicht von Experten keine Überraschung. So meint der
Wiener Universitätsprofessor Paul Weingarten: "Das alte, noch längst
nicht überwundene Rollenklischee verlangt vom Mann Stärke, ja Härte.
Deshalb können Männer ihren Wunsch nach Zärtlichkeit so schwer
äußern. John Wayne bittet ja auch nicht darum".
Dazu passen auch andere Werte aus der Umfrage. 38 Prozent der
Männer haben schon einmal der Partnerin gegenüber nicht eingestanden,
dass sie eine andere Person attraktiv finden. Und 18 Prozent der
Männer würden eine Affäre wagen, die ihre Ehe nicht bedroht. Von den
Frauen wären nur zehn Prozent zu einem solchen Schritt bereit. Stellt
sich die Frage, ob es harmlose Seitensprünge gibt.
Seitensprung
"Eine Affäre ist
das Ende einer Beziehungsstörung und nicht ihr Anfang", sagt dazu
Hannes Niggenaber, Psychologe aus München. Der Seitensprung wird
sozusagen zum letzten Schritt. Oder wie Niggenaber es formuliert: "Es
ist immer ein absolutes Warnzeichen in einer Ehe, wenn man nicht nur
jemand anderen attraktiv findet, sondern wenn auch Taten folgen". Und
dies geschieht offenbar nicht selten. So ergab die Umfrage, dass 15
Prozent der 40- bis 49-Jährigen dem Partner gegenüber die Zweifel an
der eigenen Ehe verheimlichen.
Kinder und Geld
Welche Themen werden von Frauen am häufigsten vor dem Partner
verheimlicht? 34 Prozent schweigen vor allem, wenn es um Streiche der
Kinder geht. "Frauen fühlen sich weiterhin stärker für die Kinder
verantwortlich", begründet Niggenaber diesen Wert.
Auf Platz zwei
dieser Skala folgt das alte Streitthema Geld. So haben 28 Prozent der
Frauen schon einmal den Preis einer Ware verschwiegen, die sie
gekauft hatten. "Um Geld wird gern und viel gestritten", sagt
Niggenaber dazu.
Interessant sind in diesem Zusammenhang aber nicht
nur die Geheimnisse, die man vor dem Partner hat, sondern auch die
Themen, die zwar angesprochen, aber nicht umgesetzt werden. So
fordern 36 Prozent der Frauen ihren Ehemann immer wieder auf,
"ordentlicher zu sein". Hingegen hätten es 23 Prozent der Herren
gern, wenn ihre Auserwählte "abnehmen" würde.
Frauen sind offener
Bleibt die Frage: Wer ist offener in der Beziehung, die Männer
oder die Frauen? 48 Prozent der Frauen geben an, dass sie es sind,
die zuerst die Eheprobleme ansprechen. Das bestätigt auch Experte
Niggenaber: "Den Männern ist das oft gar nicht bewusst". (red)