Österreich
Frankreich: Fluchtversuch durch Euro-Tunnel hat Folgen
Bürgermeister will Lager schließen lassen
Sangatte - Nach dem neuen Fluchtversuch durch den Eurotunnel hat der Bürgermeister der französischen Ortschaft Sangatte die Schließung des Lagers gefordert, aus dem die Flüchtlinge kamen. Sangatte könne ein Problem "internationalen Ausmaßes" nicht in den Griff bekommen, sagte der sozialistische Bürgermeister Andre Segard der Tageszeitung Le Figaro. Durch die Anwesenheit von mehreren Hundert Flüchtlingen werde in der Bevölkerung Ausländerfeindlichkeit geschürt. Das Rot-Kreuz-Lager habe sich in eine "Mausefalle" verwandelt, sagte Segard angesichts der vergeblichen Versuche der Flüchtlinge, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen.Hunderte Flüchtlinge stürmten Euro-Kanal
In der Nacht zum Mittwoch hatten Hunderte Flüchtlinge den französischen Terminal des Eurotunnels unter dem Ärmelkanal gestürmt, DER STANDARD berichtete. Flüchtlinge aus Sangatte versuchen seit über einem Jahr, nachts auf Frachtzüge aufzuspringen und illegal durch den rund 40 Kilometer langen Tunnel nach Großbritannien zu kommen. Lastwagen und Waggons werden inzwischen mit Wärmebildkameras durchleuchtet - jedes noch so gute Versteck unter einer Fracht kann damit entdeckt werden. Der Eurotunnel, die Verbindung zwischen Frankreich und Großbritannien, liegt in Sichtweite des Lagers, wie auch Dover. Die Eurotunnel-Betreibergesellschaft gab bereits mehr als 60 Millionen Schilling für Sicherheitseinrichtungen aus - allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres sollen so 18.000 Menschen an der Flucht gehindert worden sein. Bei Fluchtversuchen kamen schon mehrere Menschen ums Leben.
Rund 1200 Menschen sind derzeit in dem Lager untergebracht
Rund 1200 Menschen sind derzeit in dem Lager untergebracht; die meisten von ihnen kommen aus Afghanistan, Irak und Iran und wurden von Schlepperbanden nach Europa gebracht. Sie hoffen auf Arbeit und Asyl in Großbritannien, die Asylgesetze im Königreich werden als liberal angesehen, vor allem gibt es einfachen Zugang zu medizinischer Versorgung. (AFP, DER STANDARD Print-Ausgabe 28.12.2001)