Berlin - Trotz pessimistischer Wirtschaftserwartungen rechnet die Mehrheit der Deutschen nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts NFO Infratest mit einem Erfolg von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) bei der Bundestagswahl am 22. September. 61 Prozent der Bundesbürger glauben danach, dass Schröder sein Amt auch nach der Wahl weiter ausüben wird. Selbst die meisten Unions-Anhänger gehen nicht davon aus, dass CDU und CSU im nächsten Jahr einen Machtwechsel herbeiführen können. Nur 47 Prozent der CDU/CSU-Wähler sind optimistisch und erwarten einen Wahlsieg ihrer Parteien. Wie die am Freitag veröffentlichte Umfrage im Auftrag des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" weiter ergab, halten 85 Prozent der SPD-Wähler und 86 Prozent der Grünen einen Sieg Schröders für sicher. Gleichzeitig glaubt die breite Mehrheit der Befragten (77 Prozent) nicht, dass sich die Wirtschaft im Wahljahr 2002 erholen wird. 66 Prozent der Bundesbürger gehen sogar davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen in den nächsten zwölf Monaten weiter steigen wird. 38 Prozent jener Befragten, die keinen Kanzlerwechsel erwarten, halten eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition für wahrscheinlich. 34 Prozent glauben dagegen, dass die SPD nach dem 22. September mit der FDP regieren wird. Dass Schröder die PDS ins Bundeskabinett holen könnte, halten nur acht Prozent für realistisch. Rund 1000 Menschen wurden in der vergangenen Woche befragt. Reif für ... CDU-Vorsitzende Angela Merkel sieht die Gesellschaft reif für eine Kanzlerin. Im Grundsatz sei das so, sagte Merkel laut neuer Ausgabe des "Spiegel". Sie wolle Ende des Jahres 2001 nicht am "Ende meines politischen Weges sein", sagte sie. Auf Berichte, wonach die Kandidatur bis zum 20. Jänner entschieden sein solle, ging sie nicht ein. Sie und CSU-Chef Edmund Stoiber wollten Anfang des Jahres einen Vorschlag machen. Diese Absprache gebe den beiden Parteivorsitzenden eine große Verantwortung in die Hand. "Ich bin mir dieser Verantwortung bewusst", sagte sie. Merkel wies den Vorwurf der Konfliktunfähigkeit von sich. Ihrer Ansicht nach sei diese Frage "ausgerechnet an mich" nicht besonders treffend. Mächtige, die nicht über die Fähigkeit zur direkten Auseinandersetzung verfügten, seien keine wirklich Mächtigen. Seit ihrem Amtsantritt habe sich in der Partei das Gefühl verstärkt, dass die Union die Bundestagswahl im Herbst kommenden Jahres gewinnen könne. Im Wahlkampf wolle sie sich vor allem um die Rentner und die Frauen zwischen 30 und 50 Jahren bemühen. (APA/dpa)