Wien - Damit laufen viele Bauern Gefahr, nicht mehr von den Einkünften für ihre Produkte leben zu können und aufgeben zu müssen. Dies hätte gravierend negative Auswirkungen auf die Natur (Verwaldung etc.). Das Ökologie-Institut drängt daher darauf, dass unverzüglich daran gegangen wird, die "unspezifischen" Leistungen des Agrarsektors - von der Landschaftspflege bis zur Infrastrukturerhaltung - systematisch zu honorieren, damit die Bauern durch "Diversifikation" überleben können.

Das Durchschnittseinkommen der heimischen Bauern werde derzeit zu 64,2 Prozent durch Förderprogramme sichergestellt, so Martin Geser vom Öko-Institut Bregenz und selbst Biobauer im Bregenzerwald - in exponierten Lagen wie etwa dem Waldviertel (NÖ) würden Werte bis 75 Prozent erreicht. Mit anderen Worten: Das Einkommen der Bauern wird vom Steuerzahler mehr als verdoppelt.

Die Gründe dafür, dass die heimischen Landwirte allein von der Erfüllung ihres klassischen Produktionsauftrages - die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen - nicht mehr leben können, liegen in der österreichischen Topographie: Viele landwirtschaftlich genutzte Gebiete befinden sich in strukturell benachteiligten Regionen, wo bei immer tieferen Weltmarktpreisen nur mehr Großbetriebe (mit entsprechenden Flächen) wirtschaftlich erfolgreich arbeiten können. "Es reicht nicht mehr aus, immer mehr und immer billiger zu produzieren", betont Geser. "Der ,Feinkostladen' allein würde die Landwirtschaft aber auch nicht rechtfertigen - wir müssen einen ,Gemischt-warenladen' samt Dienstleistungen anbieten."

Was bis jetzt schon kritisch ist, dürfte durch die EU-Osterweiterung noch verschärft werden: In den Beitrittsländern wird zu exorbitant geringeren (Personal-)Kosten produziert und auf dem - dann gesamteuropäischen - Markt angeboten. Der bestehende Nachholbedarf bei Umwelt-und Qualitätsstandards dürfte gleichzeitig recht bald auszugleichen sein, schätzt Robert Lechner, Leiter des Bereiches Planung im Öko-Institut. Im Zuge des Erweiterungsprozesses gehe es um die völlige Neuverteilung der Agrarförderungen und der regionalpolitischen Mittel. Für Österreich werde dies über kurz oder lang zu einer Verringerung der von Brüssel zur Verfügung gestellten Mittel führen.

"Jede Reduktion der Fördermittel würde insbesondere im Alpenraum zur Schließung zahlreicher Betriebe führen", so Lechner. Das könne aber nicht Ziel einer auf Vielfalt bedachten Agrar- und Regionalpolitik sein.

Der Lösungsansatz des Ökologie-Instituts: Die Bauern müssen "diversifizieren" - und vor allem für ihre zusätzlichen Dienstleistungen entlohnt werden. Gemeint ist damit nicht nur die schon seit längerem beschworene "Landschaftspflege" samt dem "Offenhalten" der Landschaft. Es geht auch um weiteren Umweltschutz und um die Aufrechterhaltung der Infrastruktur (bis hin zur Übernahme kommunaler Aufgaben wie etwa der Schneeräumung oder der bäuerlichen Altenbetreuung).

Der Aufwand dafür soll durch Umschichtungen vorhandener Budgets sichergestellt werden, eben weil ein Anstieg an klassischen Fördermitteln so gut wie auszuschließen sei. Nach den Vorstellungen der Experten würde dieser Ansatz einschließen, dass Bereiche außerhalb des Agrarsektors, die von der Erhaltung der bäuerlichen Strukturen profitieren, auch mitzahlen: etwa die Tourismusbranche und das Infrastrukturministerium. (APA)