Nach langer und mühevoller Überzeugungsarbeit hat die Opec die wichtigsten Förderländer außerhalb des Kartells davon überzeugen können, dass nur eine gemeinsame Kürzungsanstrengung die Preise wieder nach oben treiben kann. Auch Russland, das bis jetzt Öl aus dem Boden geholt hat, was das angejahrte Förderzeug hergibt, ist dem Werben Saudi-Arabiens erlegen. Denn auch Moskau hat kapiert, dass die Saudis dank ihrer Reserven (mit Abstand weltweit die größten) jeden anderen Produzenten an die Wand drücken können.

Aber auch innerhalb der Opec haben jetzt die Realisten Ober-wasser. Selbst mit der jetzigen Förderkürzung, durch die die Ölproduktion auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren fallen wird, ist das vom Kartell angestrebte Preisband von 22 bis 28 Dollar unerreichbar: Grund ist die Schwäche der Weltkonjunktur, die die Nachfrage deutlich einbrechen ließ. Aber selbst wenn der Richtwert Makulatur bleibt, müssen sich Händler und Käufer auf deutlich höhere Ölrechnungen einstellen. Zwar brauchen die am Öltropf hängenden Opec-Länder ebenso wie Russland dringend höhere Einnahmen, um Haushaltslöcher zu stopfen, zugleich dürfen sie die künstliche Verknappung aber nicht übertreiben, um das zarte Konjunktur-Pflänzchen nicht durch einen neuen Ölschock zu zertrampeln. Die Zeche zahlen wieder die Autofahrer über höhere Spritpreise, kritisieren Autofahrerklubs und andere Interessenvertreter einträchtig. Aber auch die wissen genau: Selbst wenn sich Benzin durch die neue Allianz aller Ölförderländer verteuert, müssen die Konsumenten für einen Liter um fast ein Drittel weniger lang arbeiten als vor zehn Jahren. Das ist der Nebeneffekt von schmierigen Allianzen: Unangenehme Wahrheiten müssen unter dem Teppich bleiben, sonst ist die Eintracht perdu. (Clemens Rosenkranz, Der Standard, Printausgabe, 28.12.01)