Stanford/Wien - Stammzellen besitzen normalerweise die Eigenschaft, sich in Tochterzellen zu teilen. Diese können zur Selbsterneuerung dienen oder in bestimmte Zelltypen wie Haut- oder Blutzellen ausdifferenzieren. Im Labor lässt sich diese lang anhaltende Eigenschaft kaum nutzen. Denn die für biomedizinische Anwendungen so interessante Selbsterneuerung geht nicht von den Stammzellen selbst aus, sondern wird von ihrer Umgebung im jeweiligen Gewebe gesteuert. Wie im Detail, ist unbekannt. Bis jetzt, denn Medizinforscher der Universität Stanford konnten nun einen dafür entscheidenden biochemischen Mechanismus identifizieren (Science Nr. 5551, S. 254). "Wir haben ein Eiweiß gefunden", erläutert Leanne Jones vom Forscherteam gegenüber dem STANDARD, "das in Umgebungszellen exprimiert wird und in den Stammzellen eine ganze Gruppe von Proteinen ,aktiviert'." Der Signalweg für das Kommando der Umwelt hört auf den Namen JAK-STAT (Janus kinase-signal transducer and activator of transcription). Fliegensperma Um den Vorgang beobachten zu können, entnahmen die Biomediziner um Leanne Jones jene Stammzellen einer männlichen Drosophila-Fliege, die für die Spermaproduktion verantwortlich sind, dazu gleich das umgebende Gewebe. Das Protein fanden sie nicht in den Stammzellen selbst, aber im Gewebe. Konkret machen die Stanford-Forscher einen ganz bestimmten Zellklumpen für die Überbringung der Botschaft zur Stammzellregulierung verantwortlich. "Unsere Arbeit", unterstreicht Jones, "belegt die Bedeutung dieser umgebenden Unterstützungszellen und die Tatsache, dass in letzter Konsequenz das Zusammenspiel von internen und externen Signalen das Schicksal von Stammzellen kontrolliert." Das Ergebnis bringt die Wissenschaft jenem Tag einen Schritt näher, an dem sie selbst die Selbsterneuerung dieser Zellen zu steuern hofft.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28. 12. 2001)