Wien - Stroh diente dem Menschen Jahrtausende als
Baumaterial, schon für ägyptische Lehmpyramiden wurde das
Pflanzenmaterial gemeinsam mit Nilschlamm verarbeitet. Erst in
jüngster Zeit wurde Stroh am Bau eher eine Rarität. Da etwa die
wärmedämmenden Eigenschaften gut sind und der Getreideabfall in
Österreich in großen Mengen anfällt, unternehmen Experten des
Ökologie-Instituts einen neuen Anlauf, Stroh als Dämmstoff
einzusetzen. Das Projekt "Stroh kompakt" wird im Rahmen des
Forschungsförderungsprogramms "Fabrik der Zukunft" vom
Infrastrukturministerium (BMVIT) gefördert.
Bis vor wenigen Jahren wurde Stroh verbrannt, seit das verboten
ist, ackern es viele Bauern nach der Ernte wieder ein. "Durch das
vergleichsweise trockene Klima - speziell in Ostösterreich -
verrottet das Stroh im Boden nicht so recht und bereitet Probleme",
sagte Projektleiterin Heidelinde Adensam vom Ökologie-Institut im
Gespäch. Daher liege der Versuch nahe, das Material
anderweitig einzusetzen.
Unverdauliches Stroh
Stroh ist für die meisten Tiere unverdaulich. Lediglich Termiten -
die auch Holz verwerten können - vermögen davon zu leben, aber die
können in unseren Breiten nicht existieren. Daher besteht bei der
Verwendung von Stroh als Baumaterial auch keine Gefahr, dass sich
etwa Motten oder andere Insekten darüber hermachen. Der Einsatz so
genannter Zuschlagstoffe - etwa Borate - kann, wenn überhaupt nötig,
auf ein Minimum beschränkt werden.
Pilze und Bakterien können Stroh verdauen, aber die brauchen dazu
ein Mindestmaß an Feuchtigkeit. Daher geht ein wichtiger Teil der
Forschungen in das Problemfeld Stroh und Feuchtigkeit. Eine Frage ist
etwa, ob Stroh auch für Außenwände einen dauerhaften Wärmeschutz
bietet.
Homogenität fehlt
Eine weitere Schwierigkeit mit Stroh ist, dass es je nach
Verarbeitung und Zustand sehr unterschiedliche Eigenschaften hat, es
ist nicht sehr homogen. Um diesem Problem zu begegnen, planen die
Experten vom Ökologie-Institut im Rahmen des Projekts ein fertiges
Wandmodul zu kreieren. Vorgesehen ist eine Holzkonstruktion, die
innen mit gepresstem Stroh gedämmt ist. Das Modul hat dann - im
Gegensatz zu losem Stroh - definierte Eigenschaften und diese sind
für Bauherrn, Baumeister und Architekten eine wichtige Voraussetzung
für diverse Berechnungen.
Die Programmlinie "Fabrik der Zukunft" läuft im Rahmen des
Impulsprogramms "Nachhaltig Wirtschaften". 2001 und 2002 stehen für
Projekte, die den Weg zur "Fabrik der Zukunft" ebnen sollen, jeweils
35 Millionen Schilling (2,54 Mill. Euro) zur Verfügung. (APA)