Kabul/Washington - Die gestürzte Taliban-Miliz ist
nach Einschätzung der afghanischen Interimsregierung noch immer eine
ernste Bedrohung für die Stabilität des Landes. Der stellvertretende
Verteidigungsminister General Rashid Dostum warnte am Freitag, die
Taliban könnten zwar keinen Krieg mehr gegen die neue Regierung
führen, aber noch immer Terroranschläge verüben oder Menschen
entführen.
Dostum sagte vor seiner Residenz in der nordafghanischen Stadt
Shibergan, die Taliban hätten sich unter die Bevölkerung gemischt.
"Sie haben nur ihre Turbanfarbe gewechselt", sagte er unter
Anspielung auf die traditionell schwarzen Kopfbedeckungen der Miliz.
Weiter bekundete der usbekische Kriegsherr seinen Willen, bis zu
15.000 Kämpfer bereitzustellen, um den Extremisten Osama bin Laden
und Kämpfer der El Kaida zu suchen.
Dostum, dessen Truppen die nordafghanische Stadt Mazar-e-Sharif
kontrollieren, hatte die Übergangsregierung zunächst abgelehnt, weil
darin die usbekische Bevölkerungsminderheit seiner Meinung nach nicht
ausreichend berücksichtigt wurde. Daraufhin wurde er am Montag zum
stellvertretenden Verteidigungsminister ernannt.
Knapp eine Woche nach seinem Amtsantritt haben unterdessen
tausende Menschen den afghanischen Regierungschef Hamid Karsai in
Kabul begeistert gefeiert. Die Menge drängte sich um Karsai, als er
nach dem Freitagsgebet aus der Pul-e-Kheshti-Moschee in der Kabuler
Altstadt kam. Hunderte kletterten auf die Mauern rund um die Moschee,
um einen Blick auf den Regierungschef zu werfen. Einer der
Geistlichen der Moschee sagte, Karsai sei nicht als Politiker,
sondern als "Moslembruder" zum Gebet gekommen. Der 44-Jährige
Paschtune soll die afghanische Übergangsregierung sechs Monate lang
führen. (APA/AP)