Wien - Wiens viel geschmähte Börse weist für 2001 eine leicht positive Jahresbilanz aus. Inmitten eines rauen Börsenklimas, ausgelöst vor allem durch Sorgen wegen der abflauenden Konjunktur und Ängste vor einer weltweiten Rezession, erwies sich der kleine Wiener Aktienmarkt heuer anders als sonst als Insel der Seligen: Mit einem Jahresplus von 6,2 Prozent auf 1.140,36 Punkte trotzte der ATX, der Index der 20 wichtigsten österreichischen Aktien, der allgemeinen Krisenstimmung. Mit dieser Jahresperformance hat der ATX die Indizes der großen Börsen in New York, Frankfurt, London und Tokio, die allesamt Federn lassen mussten und in diesem Jahr trotz kräftiger Erholung im vierten Quartal fast durchwegs im zweistelligen Prozent-Bereich verloren, in den Schatten gestellt. In der Erste Bank sehen Aktienexperten den ATX auch im Jahr 2002 in positivem Terrain - insbesondere im Hinblick auf den erwarteten Konjunkturaufschwung. An eine Wiederholung der Outperformance der Leitbörsen glauben sie jedoch nicht. Ende des ersten Quartals wähnen die Analysten den Index bei 1.180 Punkten, zum Halbjahr bei 1.220 Zählern, bevor der ATX bis Jahresende 2002 auf 1.260 Punkte zulegen sollte. Die Analysten der Bank Austria Creditanstalt haben für den ATX ein Zwölf-Monatsziel von 1.270 Punkten gesetzt. Profit durch fehlende Tech-Titel Profitieren konnte die Wiener Börse heuer - zumindest im ersten Halbjahr - davon, dass der ATX im Gegensatz zu seinen internationalen Pendants kaum Werte aus dem Technologie- und Internet-Sektor enthält und Aktien der "Old Economy", die in Wien besonders stark vertreten sind, wieder in Mode kamen. Während die bis März 2000 hoch gejubelte "New Economy" auch im heurigen Jahr weltweit extreme Kursverluste erlitt, erfreuten sich Aktien aus klassischen Wirtschaftsbereichen (wie Stahl, Öl, Papier) wegen des niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) und der hohen Dividenden reger Nachfrage. Ganz ohne Schrammen ging es in Wien freilich auch nicht ab: Nach einer starken ersten Jahreshälfte, die den ATX-Index gegenüber dem Ultimo 2000 um nahezu 14 Prozent auf über 1.240 Punkte katapultierte, setzten im zweiten Halbjahr zunehmend Gewinnmitnahmen (vor allem nach den verheerenden Terroranschlägen vom 11. September) ein. TA rehablilitiert Zum Jahressieger avancierte unter den Einzelwerten die Aktie der Telekom Austria (TA), die sich nach der verpatzten Börseneinführung im Vorjahr voll rehabilitieren konnte und von Übernahmespekulationen getrieben um 55,2 Prozent zulegte und damit erstmals über den Ausgabekurs von 9 Euro kletterte. Ein markantes zweistelliges Jahresplus gab es auch für die Aktien von EVN (42,4 Prozent), Böhler-Uddeholm (30,4 Prozent), Erste Bank (24,4 Prozent), OMV (14,1 Prozent) und Mayr-Melnhof (13,2 Prozent). Als verlustträchtigstes Papier erwies sich heuer die Aktie von RHI. Das Feuerfestunternehmen sitzt auf einem hohen Schuldenberg und kämpft in den USA wegen der dortigen Stahlkrise mit Verlusten. Im Jahresverlauf büßte die RHI-Aktie 65,2 Prozent ein. Herbe Abschläge setzte es auch für die Aktien von Wolford (49,1 Prozent), betandwin (44,9 Prozent), Head (39,9 Prozent) und AUA (36,5 Prozent). Um 20 bis 30 Prozent eingebrochen sind BWT, Palfinger, Flughafen, VA Tech und Verbund.(APA)