Wirtschaft
Tiefrote Jahresbilanz an den Weltbörsen
Technologie- und Telekomwerte verloren am meisten - "Zaghafte Erholung" in Sicht
Wien - Die Baisse, die spätestens seit Sommer 2000 an den
internationalen Aktienmärkten das Zepter schwang, hatte auch im Jahr
2001 die Leitbörsen lange Zeit fest im Würgegriff. Vorerst von Sorgen
um die Weltkonjunktur und der anhaltenden Gewinnrezession seitens der
Unternehmen in die Tiefe getrieben stürzten viele Indizes nach den
Terroranschlägen vom 11. September gänzlich ab und markierten
mehrjährige Tiefs. Danach setzte zwar eine dynamische Erholung ein,
unterm Strich blieb den Weltbörsen jedoch eine tiefrote Jahresbilanz
für 2001. Der wirtschaftliche Abschwung sei von den USA ausgegangen, wo die
Rezession bereits im ersten oder zweiten Quartal eingesetzt habe,
meinte der Leiter der RZB-Aktienanalyse, Helge Rechberger. Das habe
der Aktienmarkt zu dieser Zeit bereits vorweggenommen. Just im
September, als es Anzeichen einer wirtschaftlichen Bodenbildung
gegeben habe, sei die konjunkturelle Talsohle durch die
Terroranschläge in New York nach hinten verschoben und ein Ausverkauf
an den Aktienmärkten eingeleitet worden.
Bodenbildung
Seither arbeiten die Weltbörsen laut Rechberger an einer
Bodenbildung, sofern sie den Boden nicht schon gesehen haben. Die
beherrschende Frage der leidgeprüften Börsianer sei zur Zeit, wann
und in welcher Stärke die wirtschaftliche Erholung einsetzen werde.
Technologie- und Telekomtitel mit massiven Verlusten
Im Branchenvergleich stehen 2001 die Technologie- und Telekomwerte
ganz oben auf den Verliererlisten. Die meisten Segmente der
Technologiebranche haben für Alexander Sikora von der Erste Bank im
Jahresverlauf 2001 unter "massiven Überkapazitäten" gelitten, was
Ertragseinbrüche zur Folge gehabt habe. Zyklische Branchen wie Chemie
oder Stahl zählt der Aktienspezialist zu den Opfern des stotternden
Konjunkturmotors, während andere wie Luftlinien oder Versicherungen
von den Terroranschlägen am 11. September übermäßig belastet worden
seien.
Nicht so schlecht haben sich laut Sikora jene Branchen entwickelt,
die trotz der Konjunkturschwäche Gewinnwachstum ausgewiesen haben.
Dazu zählt der Erste Bank-Analyst defensive Werte wie Pharmatitel,
Versorger oder Hersteller nicht-zyklischer Konsumgüter.
"Zaghafte Erholung"
Für das kommende Jahr sei ein Abebben der Wirtschaftsflaute und
das Einsetzen einer "zaghaften Erholung" der Wirtschaft zu erwarten,
so Sikora. In diesem Szenario stünden defensive Titel eher unter
Druck, während Zykliker auf der Gewinnerseite zu erwarten seien.
Unter den Industrieunternehmen favorisiert Sikora die Chemiebranche,
wo ein Aufschwung erwartet werde, oder im Technologiebereich die
frühzyklischen Halbleitertitel.
"Katastrophenjahr"
Von den international wichtigen Indizes schaffte es keiner, das
"Katastrophenjahr 2001" auf der Gewinnerseite zu beenden. In
Frankfurt herrschte am Parkett nach der verkürzten Freitagssitzung
Trauerstimmung ob des 19,8-prozentigen Minus beim DAX auf 5.160,10
Punkte im Jahresvergleich. Dennoch ist ihnen der Neid der Akteure am
Neuen Markt sicher, denn der Nemax 50 stürzte auf Jahressicht sogar
um sagenhafte 59,9 Prozent auf 1.150,10 Einheiten ab. Der Euro-Stoxx
50 zeigte sich am Freitag um 14:45 Uhr MEZ bei 3.803,77 Zählern um
20,3 Prozent unter dem Ultimo 2000.
Etwas besser erging es den Börsianern an der Wall Street. Der Dow
Jones Industrial beendete den Donnerstagshandel mit 10.131,31 Punkten
um vergleichsweise harmlose 6,1 Prozent unter dem Vorjahresschluss.
An der Wachstumsbörse Nasdaq ermäßigte sich der Composite Index um
20,0 Prozent auf 1.976,42 Einheiten. In Tokio verlor der Nikkei-225
nach der Freitagssitzung auf Jahressicht 23,5 Prozent auf 10.542,62
Zähler. (APA)