Wien - Es hätte der fulminante Durchbruch bei der weltgrößten Computermesse der Welt, der CeBIT im vergangenen März, sein sollen. Statt dessen geriet es zum veritablen Flop, als die Einrichtung eines flächendeckenden Funknetzes Marke Bluetooth kläglich scheiterte. Dabei kündigte Handyhersteller Ericsson schon 1998 den Siegeszug des nach dem Dänenkönig Bluetooth benannten Funkstandards als Ersatz lästiger Kabelverbindungen zwischen digitalen Geräten aller Art an. Seither blieb es Jahr um Jahr bei Ankündigungen, während reale Anwendungen auf wenige Accessoires beschränkt sind wie der drahtlose Hörer für Ericsson-Handys. Wireless LAN auf dem Durchmarsch Versprechungen von Handys, die per Funk den Autoschlüssel ersetzen, oder Meetings, in denen über spontane Bluetooth-Netzwerke Unterlagen ausgetauscht werden können, sind hingegen in weiter Ferne. In der Zwischenzeit beginnt sich ein anderer Standard, Wireless LAN, ohne prominenten Promotor auf Flughäfen, in Hotels, Kaffeehäusern, Büros und Konferenzzentren breit zu machen und Notebook-Benutzer mit Internetzugang zu versorgen. Aber Berichte vom Dahinscheiden Bluetooths, dem auch Windows XP die Unterstützung verweigert, scheinen verfrüht. Immerhin sollen nach Erhebungen des Marktforschers Cahners In-Stat im abgelaufenen Jahr 13,4 Mio. Bluetooth-Chips produziert worden sein. Davon sollen allerdings nur 1,2 Mio. in Geräten tatsächlich auf den Markt gekommen sein, sagt Marktforscher Frost & Sullivan. Kompatibilitätsprobleme im Bluetooth-Standard 1.0, die zum CeBIT-Versagen führten, sind in den vergangenen Monaten mit Version 1.1 behoben worden, für die inzwischen auch Microsoft grünes Licht gab. Chippreise sind auf rund 300 Schilling gesunken; um als Kabelersatz interessant zu sein, müssten sie auf 50 bis 80 S sinken. Dann, sagt Cahners In-Stat, könnte Bluetooth doch noch eine wunderbare Zukunft haben: bis zu 780 Millionen Mal bis 2005. Solche kritische Masse könnte schließlich auch die versprochenen Anwendungen hervorbringen. (spu, DER STANDARD, Printausgabe 29.12.2001)