Premier Ariel Sharon muss auf den Anti-Terror-Berater, den er sich gewünscht hatte, verzichten - die endgültige Disqualifizierung Ehud Yatoms durch Israels Obersten Gerichtshof hat nicht nur die fast 18 Jahre alte "Bus-300-Affäre" um den Tod von zwei Terroristen wieder aufgewärmt, sondern auch engagierte Debatten um Moral und Terrorbekämpfung ausgelöst.

Nach professionellen Kriterien sei Yatom für den Job zwar geeignet, befanden die drei Höchstrichter, seine Ernennung würde jedoch ein "falsches Signal" aussenden, denn "auch in einem langen und schwierigen Krieg gegen mörderische Terroristen kann es keinen Kompromiss über Grundwerte geben".

Am 12. April 1984 hatten vier Terroristen von der "Volksfront für die Befreiung Palästinas" einen öffentlichen Bus der Linie 300 mit 41 Passagieren in den Gazastreifen entführt. Der Bus wurde gestoppt, umstellt und nach einigen Stunden von einer Eliteeinheit gestürmt, dabei wurde eine junge Frau getötet, sieben weitere Israelis wurden verletzt. Auch zwei der Terroristen wurden beim Sturm erschossen, von den beiden anderen hieß es zunächst, sie seien auf dem Weg ins Spital ihren Verletzungen erlegen.

Fotos bewiesen aber später, dass sie den Bus unversehrt verlassen hatten. Der Skandal war perfekt, als sich herausstellte, dass die beiden Palästinenser in einem nahen Feld von Geheimdienstleuten verhört und danach umgebracht wurden. Einer von ihnen war Ehud Yatom - den Satz "ich habe ihre Schädel eingeschlagen", mit dem ihn eine Zeitung Jahre später zitierte, dementierte Yatom.

Bei den Untersuchungen verstrickten sich der Geheimdienstchef und hochrangige Mitarbeiter in ein Vertuschungs- und Lügennetz, ein Gnadenakt des Staatspräsidenten schlug das Verfahren 1986 schließlich nieder.

Dass das Gericht nun Yatoms Karriere blockierte, wurde von rechtsgerichteten Politikern kritisiert: Seit der Affäre sei viel Zeit verflossen, man habe "alle Lehren daraus gezogen", und die Höchstrichter "in ihrem Elfenbeinturm" würden die Sicherheitskräfte desavouieren, die unter Einsatz ihres Lebens den Krieg gegen den Terror führen.

(DER STANDARD, Print- Ausgabe, 29/30. 12. 2001)