Selbst der vom Zeitungsverband vorgeschlagene Vorsitzende des Presserates klingt grantig: "Wenn sich die Trägerverbände auseinander gelebt haben, ist es gutes Recht zu reagieren. Aber per Aussendung zu erklären, der Presserat brauche mehr Biss und Effizienz, muss einige verstimmen", sagt Paul Twaroch im Gespräch mit dem STANDARD. Nachsatz: "Ich wüsste nicht, was man ändern sollte.""Rechtsverbindlichkeit"

Der Ehrenkodex der heimischen Presse solle unverändert Basis bleiben, Verleger und Journalisten aber "unmittelbar die wesentliche Trägerrolle übernehmen", lässt der Zeitungsverband verlauten. Entscheidungen der Beschwerdesenate sollten jedoch "Rechtsverbindlichkeit" erhalten. In den Senaten sollten "erfahrene Publizisten mit rechtskundigen Persönlichkeiten tätig sein", schreiben die Verleger.

"Bis jetzt hat die 'Kronen Zeitung' nicht einmal den Ehrenkodex akzeptiert ..."

Es war "Krone"-Chef Hans Dichand, der Richter in das Gremium reklamierte, bevor er es akzeptiert. Astrid Zimmermann, Vertreterin der Journalisten im Präsidium der Gewerkschaft Druck, Journalisten, Papier: "Bis jetzt hat die Kronen Zeitung nicht einmal den Ehrenkodex anerkannt, wieso sollten wir jetzt ein Kontrollorgan nach deren Vorstellungen einrichten?"

Paul Vecsei, von den Journalisten gestellter Vizepräsident des Presserates, erinnert an Klagen der "Krone" gegen Mitglieder des Gremiums. Auch die dritte Instanz habe das Kleinformat abgewiesen.

VÖZ will mit 26. Jänner 2002 aussteigen

Mit 26. Jänner endet die Funktionsperiode des Presseratspräsidiums. Mit diesem Datum wollen die Verleger aussteigen. Die Mitglieder des Presserates aber seien noch bis Jahresende 2002 bestellt, sagt Vecsei im Gespräch mit dem STANDARD: Sie könnten sich also getrost bis dahin auch ein neues Präsidium geben. Vor dem 26. Jänner jedenfalls wolle er dazu eine Generalversammlung einberufen. Auch vom Zeitungsverband entsandte Mitglieder hätten sich verwundert über die Aussendung zwischen den Feiertagen gezeigt.

Kein Grund, der Einladung Folge zu leisten ...

Franz C. Bauer, Vorsitzender der Journalistengewerkschaft, sieht "keinen Grund, eine funktionierende Infrastruktur kaputtzuschlagen". Und deshalb auch keinen, einer Einladung der Verleger zu Neuem Folge zu leisten.

Die Ankündigung der Verleger sehe er als "glatte Kriegserklärung" und "Fortsetzung der autoritären Regierungspolitik". Andere Strukturen werde man "boykottieren" und "aktiv bekämpfen".

Der Presserat ist gemeinsames Selbstkontrollorgan der Printmedien, getragen von Zeitungs- und Zeitschriftenverband, Journalistengewerkschaft und Presseclub Concordia. (fid/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 29./30. Dezember 2001)