International
Denktas und Clerides vereinbaren Lösung humanitärer Fragen
Schicksal griechischer und türkischer Zyprioten soll untersucht
Nikosia - Die Führer der griechischen und der türkischen
Zyprioten, Glafkos Clerides und Rauf Denktas, haben die Lösung
humanitärer Fragen vereinbart. Nach einem Bericht des zypriotischen
Fernsehens soll das Schicksal griechischer und türkischer Zyprioten
untersucht werden, die bei der Besetzung des Nordteils der Insel
durch türkische Truppen 1974 verschwunden sind. Nähere Einzelheiten
nannte der Sender nicht. Die beiden Politiker waren am Samstag in der Residenz von Clerides
zum Abendessen zusammengetroffen. Beide gaben danach keine Erklärung
ab. Es war der erste Besuch von Denktas im Süden der geteilten Insel
seit 1974. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen überquerte Denktas die
von UNO-Truppen kontrollierte sogenannte Grüne Grenzlinie in Nikosia.
Er erwiderte damit einen Besuch von Clerides am 5. Dezember im
türkischen Teil der Hauptstadt Nikosia.
Nach Angaben von Diplomaten diente die Begegnung der Vorbereitung
der für den 16. Jänner angesetzten Gespräche über die Zukunft der
seit der türkischen Invasion 1974 geteilten Insel. Die Türkei hatte
damals mit dem Einmarsch auf den von der damaligen griechischen
Militärjunta inspirierten Putsch der griechischen Zyprioten reagiert.
Lokalisierung von Massengräbern auf beiden Inselteilen
Eine der wichtigsten Fragen sei die Lokalisierung von
Massengräbern auf beiden Inselteilen, berichtete das zypriotische
Fernsehen weiter. Die griechischen Zyprioten beschuldigen die Führung
der türkischen Zyprioten seit langem, eine unabhängige Untersuchung
zu verhindern, die das Schicksal von rund 1100 seit 1974 als vermisst
gemeldeten griechischen Zyprioten aufklären könnte. Eine Einigung
wäre eine wichtige vertrauensbildende Maßnahme.
Der Streit zwischen Griechenland und der Türkei um Zypern belastet
seit langem nicht nur die Beziehung der beiden NATO-Länder, sondern
steht auch als ungelöstes Problem vor den Bemühungen um die Aufnahme
Zyperns in die Europäische Union. (APA/ag.)