London - Die britische Exekutive geht Hinweisen nach, dass sich ein ehemaliger Frauenarzt für tot erklären ließ, um Ermittlungen wegen angeblicher sexueller Übergriffe zu entgehen. Ein Polizeisprecher in Kent sagte am Sonntag, der Totenschein werde auf Punkt und Komma geprüft. Rodney Ledward war 1998 nach Kunstfehlern und willkürlichen chirurgischen Eingriffen die Zulassung entzogen worden. Er starb angeblich im vergangenen Jahr an Krebs, kurz bevor die Polizei ihn wegen einiger Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs in seiner Zeit am William-Harvey-Hospital verhören wollte. Zeugen wollen ihn aber danach in Irland und Spanien gesehen haben. Ledward hatte sich einst gerühmt, "der schnellste Gynäkologe im Südwesten" zu sein. 1996 wurde seine Approbation ausgesetzt, weil sich Patientinnen über die Folgen misslungener oder willkürlicher Eingriffe beschwert hatten. 13 solcher Fälle wurden ihm nachgewiesen, was 1998 zum Verlust der Zulassung führte. Zu den Vorwürfen gegen Ledward gehörte, dass er einer Patientin die Eierstöcke ohne deren Zustimmung entfernte. Auch andere seiner Patientinnen blieben lebenslang verstümmelt. Als Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs hinzu kamen und er im Oktober 2000 dazu polizeilich verhört werden sollte, tauchte ein Totenschein auf: Ledward sei im Alter von 62 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Die "Sunday Times" berichtete, der Totenschein sei nicht von einem Arzt ausgestellt worden, sondern von einer medizinischen Hilfskraft. "Wir werden uns den Totenschein anschauen und ihn auf Punkt und Komma prüfen", sagte der Sprecher der Polizei in der südwestenglischen Grafschaft Kent. "Wir wollen uns und jeden anderen davon überzeugen, dass mit der Bescheinigung alles seine Richtigkeit hat." (APA/Reuters)