Bild nicht mehr verfügbar.

Nur drei Blätter? Glücklos!

Foto: Reuters/McErlane
Glück, Gesundheit, Erfolg - was wünschen wir uns respektive einander nicht alles für das Neue Jahr! Und um diesen Wünschen größere Erfüllungschancen zu bescheren, greifen wir gerne auf alle möglichen Glücksbringer zurück: Rauchfangkehrer, Hufeisen, Schweinchen, Pfennige (in Zukunft wohl Glückscents) und natürlich vierblättrigen Klee. Wieso vierblättriger Klee Glück bringen soll, weiß eigentlich kein Mensch. Einer Legende nach soll Eva bei ihrer Vertreibung aus dem Garten Eden ein vierblättriges Kleeblatt ausgerissen und zur Erinnerung an das verlorene Paradies mitgenommen haben. Andere Geschichten kolportieren, dass in der perfekten Symmetrie der vier Blätter das Kreuz Christi zu erkennen sei, das wiederum als Symbol für Gottes Schutz und Segen interpretiert wird. Nicht überliefert ist allerdings, ob es sich dabei um Glücksklee (lateinisch: Oxalis deppei) oder ganz normalen Wiesenklee gehandelt hat. Die beiden Sorten sind nämlich nicht miteinander verwandt, obwohl sie ähnliche, herzförmige Blättchen haben. Beim (Glücks-)Sauerklee, der aus Mexiko stammt und heute im großen Stil in den Vierlanden bei Hamburg gezüchtet wird, sind es allerdings immer vier, während der hiesige, dreiblättrige Futterklee nur in Ausnahmefällen ein viertes Herz bildet. Wenn man ein solches Exemplar zufällig (!) findet, soll das bekanntlich auch Glück bringen. Wer aber nun meint, je mehr Blätter, desto mehr Glück, der irrt: Den seltenen fünf- oder gar siebenblättrigen Mutationen des Sauerklees wird im Gegenteil sogar unheilbringende Wirkung nachgesagt. Vierblättriger Sauerklee soll hingegen vor Bösem schützen, im Schulbuch getrocknet zu besseren Noten und unterm Kopfpolster zu süßen Träumen verhelfen und im Brautschuh versteckt eine liebevolle Ehe sichern. Um das Glück nicht nur für ein paar Tage rund um Neujahr einzufangen, muss man die winzigen Kleetöpfchen spätestens Mitte Jänner an einen kühlen, dunklen Ort bringen: Winterschlaf ist angesagt. Erst Mitte Mai, nach den Eisheiligen - die empfindlichen Wurzelknöllchen erfrieren bereits bei minus fünf Grad! -, kann man den Glücksklee ins Freie pflanzen, am besten in ein sonniges Beet, denn der kleine Mexikaner mag es warm. Ab Juli erfreut er dann mit rosa-rötlichen Blüten. Glücksklee ist aber nicht der einzige botanische Glücksbringer. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, steckt zu den herzförmigen Blättchen einen künstlichen Minifliegenpilz und stellt zusätzlich Azaleen auf das Fensterbrett: Ebenso wie die Adonisröschen gelten Azaleen in ihrer fernöstlichen Heimat seit Jahrhunderten als Glücksbringer - eine Philosophie, die im Zuge der Esoterikwelle nun auch zu uns kommt. Die traditionelle Neujahrspflanze ist in Japan allerdings der Bambus, der in der Blumensteckkunst Ikebana symbolisiert: "Möge dein Leben lang, glücklich und im Überfluss verlaufen!" (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30. 12. 2001)