Wien - Der Euro macht's billiger. Darauf hofft man von Helsinki bis Cordoba. Deutschlands Wirtschaftsminister Werner Müller ist "sicher, dass die Einführung des Euro schon im kommenden Jahr zu Preissenkungen führen wird". Österreichs Wirtschaftsminister Martin Bartenstein meinte am Sonntag: Aus der Umstellung werde hierzulande nicht ungerechtfertigt Kapital geschlagen, der amtlichen Preisbeobachtung sei Dank.Andererseits: Die Preise sind schon gestiegen - Milch-und Milchprodukte wurden in Österreich bereits vor dem Sommer teurer, sagt die Arbeiterkammer. 15.500 Menschen wandten sich seit Ende September an die Herrschaften, die an der Euro-Hotline der AK Dienst tun, jeder Siebente beschwerte sich über Preissteigerungen. Arg können die Teuerungen nicht sein, denn auch die AK meint, dass die Umstellung zu keinem Inflationsschub geführt hat. Alltagsartikel wurden im Nachbarland zunehmend teurer In Österreich. Deutschland ist etwas anders: Alltagsartikel wurden im Nachbarland zunehmend teurer, errechnete das Statistische Bundesamt. Dort wie da geht es um Milchprodukte, die Deutschen müssen aber auch für Strumpfhosen und Schreibblöcke tiefer in die Tasche greifen. Jede sechste Preisänderung bis Oktober hing dort damit zusammen, dass optisch attraktive Europreise geschaffen wurden - samt Körberlgeld. Nicht jeder neue Preis zeigt aber eine Teuerung an. In Frankreich kommen einfach mehr "Goldbärli" ins Sackerl, damit sich die Konsumenten nicht geneppt fühlen. "Hier und da" Preiserhöhungen "Hier und da" wird es in den ersten Wochen des neuen Jahres aber wohl Preiserhöhungen geben, meint dennoch der deutsche Wirtschaftsminister. Für Italien stimmt das sicher, auch wenn dort versichert wird, mit dem Euro habe das wenig zu tun. Ab Neujahr werden südlich des Brenner öffentliche Verkehrsmittel, Telefon, Strom, Versicherungen und Autobahnmaut (plus 2,2 Prozent) teurer, für Lottospieler gibt es einen Rundungseffekt nach oben, Kinokarten und Medikamente werden auch mehr kosten. In Österreich liegen die Dinge nach Sicht der Preisbeobachter aber eben anders, Notenbankgouverneur Klaus Liebscher sucht Ängste zu zerstreuen, dass zum Jahreswechsel ein Inflationsschub drohen könnte - er hält sogar einen "Preissenkungseffekt" für denkbar. Mehr Wettbewerb durch Preisvergleich bringt auf Dauer niedrigere Preise. Das erklärte zuletzt ja auch Deutschlands Kanzler Gerhard Schröder. (or, Der Standard, Printausgabe, 31.12.2001)