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Linz - Der Euro dräut, und mit ihm stehen gravierende Umwälzungen im Alltag ins Haus. Auch sprachlicher Natur. Bisher allgemein verständliche Phrasen und Ausdrücke werden eine völlig neue Bedeutung bekommen, in anderen Fällen wird man heftig umrechnen müssen. Sich einen "Blauen" auszuborgen wird auch in Hinkunft möglich sein. Allerdings wird er nur 275,21 Schilling wert sein, was nicht an der Inflation, sondern an der Farbe der Banknoten liegt. Denn blau wird in Zukunft der 20-Euro-Schein sein. Umgekehrt verhält es sich im grünen Bereich. Wenn man heute seinen Kindern einen "Frosch" verspricht und damit 100 Schilling meint, ist ab 1. Jänner zu bedenken, dass Grün die Farbe der 100-Euro-Note ist, und 1376 Schilling zu zahlen sind. Umstellen werden sich auch private Glücksspieler müssen. Den Stehsatz "Da Punkt an Schülling" wird es nicht mehr spielen. Entweder einigt man sich auf zehn Cent (1,38 Schilling), was das Budget von Hasardspielern empfindlich belasten könnte. Oder man setzt fünf Cent und lässt sich Memme und Hasenfuß schimpfen. Als Alternative stehen natürlich auch sieben Cent im Raum, was einen großen Münzbeutel nötig macht. "Falscher Fuffz'ger" Eine andere Phrase, jene vom "falschen Fuffz'ger" nämlich, bleibt dagegen als Beleidigung verwendungsfähig. Wobei sich ihre Bedeutung schon einmal geändert hat, mutmaßt man am Institut für Numismatik und Münzkunde der Uni Wien - die Herkunft der Phrase ist unklar. Der Fünfzig-Schilling-Schein ist ziemlich sicher nicht gemeint. "Wir glauben eher, dass es vom so genannten ,Nachtschilling' der 20er-Jahre kommt", erklärt der stellvertretende Institutsvorstand Wolfgang Szaivert. "Damals hatten nämlich das 50-Groschen-Stück und die Schilling-Münze dieselbe Größe." Bei schlechter Straßenbeleuchtung war daher ein Wechselbetrug leicht zu bewerkstelligen. Worauf auch beim Euro zu achten ist, sind doch der 200-und 500-Euro-Schein gleich breit und unterscheiden sich in der Länge nur um sieben Millimeter. Andererseits hat sich die Beleuchtungssituation in den vergangenen 80 Jahren entscheidend verbessert, der "falsche Zwahundata" wird uns also wohl erspart bleiben. (Michael Möseneder, Der Standard, Printausgabe, 31.12.2001)