Zu den wunderbaren Dingen eines Urlaubs in fernen Landen gehört das Spiel mit unbekannten Münzen und bunten Banknoten, das beständige Umrechnen in vertraute Größenordnungen im Restaurant oder bei der Schnäppchenjagd in Shoppingmalls und den Bazaren. Beim Versuch, sich das Fremde vertraut zu machen, werden aus ernsthaften Erwachsenen wieder neugierige, entdeckungsfreudige Kinder.Jetzt beschert ausgerechnet die gerne als Bürokratenstadl heruntergemachte Europäische Union, ein Unterfangen höchst ernsthafter Erwachsener in Nadelstreifanzügen, 300 Millionen Menschen den Aufbruch zu einer exotischen Destination, die das Kindliche in uns herausfordert. Wenn die Pummerin das neue Jahr einläutet, geht der Kontinent auf Abenteuerreise nach Euroland. Bunte Geldscheine warten auf Entdeckung, unbekannte Münzen müssen im Dunkel der Neujahrsnacht auf ihren Wert hin ertastet und abgeschätzt werden. Wie Kinder werden Euroländer zwischen Neapel, Wien und Helsinki versuchen, die Konturen ihrer neuen Welt zu begreifen. Das alles hat natürlich handfeste wirtschaftliche Hintergründe, die sich seriöse Staatenlenker ausgedacht haben, und der Euro ist kein Kinderspiel. Manche werden wenig Freude daran haben, ihre erwachsenen Sicherheiten kurzzeitig aufgeben zu müssen. Aber für einige Wochen, vielleicht Monate werden wir spüren können, was ein Aufbruch ist, wie Änderung passiert, wie sich Neues formt. Kinder haben mit solchen Umstellungen in der Regel kein Problem, denn ihr Leben besteht aus ständigen Veränderungen und Anpassungen, ehe sie als Erwachsene erstarren. Wenn sich Euroländer von dieser kindlichen Aufbruchsstimmung ein bisschen behalten können, dann hat sich die vorübergehende Verunsicherung gelohnt.