Frankfurt - Die Bürger der Euro-Zone werden sich nachAnsicht des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), WimDuisenberg, in wenigen Wochen an die neue Gemeinschaftswährunggewöhnen. Die Menschen müssten zwar den Umgang mit dem Euro erstlernen, aber sie würden "sehr schnell" lernen, sagte Duisenberg amMontag in Frankfurt am Main wenige Stunden vor Einführung desEuro-Bargeldes. Er glaube sogar, dass die meisten Bürger ihrenationale Währung in wenigen Wochen vergessen hätten.Brücke zu "größerer Offenheit und Kooperation" Duisenberg zeigt sich zudem überzeugt, dass der Euro "Katalysator"für die weitere Intergration Europas sein werde. Es werde "allesschneller gehen als ohne die gemeinsame Währung", betonte derEZB-Präsident. Mit Blick auf den Start des Euro-Bargeldes abMitternacht sagte er, in diesem Moment würden 300 Millionen Bürgereine symbolische Brücke zu "größerer Offenheit und Kooperation"überqueren. Der Euro gebe ein "klares Signal" für das Vertrauen unddie Hoffnung in das Europa von morgen. Die neuen Scheine und Münzenlösen ab dem 1. Jänner die nationalen Währung in den zwölfEuro-Staaten ab. Leitzinsen in Euro-Zone derzeit angemessen Das Leitzinsniveau in der Euro-Zone ist nach den Worten von EZB-Präsident Wim Duisenbergderzeit angemessen für stabile Preise. Auf die Frage, ob dieEuropäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen noch für angemessenhält, sagte Duisenberg am Montag in Frankfurt:"Ja, das tut sie."Der jüngste Anstieg der Geldmenge M3 ist Duisenberg zufolge keinGrund zur Besorgnis. "Das bestätigt unsere Erwartungen, dieDaten sind auch anders zu beurteilen wegen der bevorstehendenBargeldeinführung. Zusätzliches Wachstum durch Euro Die Einführung der Euro-Banknoten und Münzenwird dem neuen Währungsraum nach Einschätzung der EuropäischenZentralbank (EZB) ein zusätzliches Wachstum von einem Prozentpunktbescheren. Diese Vorhersage traf am Montag in Frankfurt am MainEZB-Präsident Wim Duisenberg. Der Notenbankchef stützte sich aufwissenschaftliche Gutachten, die fest mit einem solchen Effektrechneten. "Und wenn sie nur zur Hälfte Recht behielten, wäre diesschon eine riesige Leistung", fügte Duisenberg hinzu. Nach den Worten des EZB-Präsidenten hat der Euro seit Beginn derdritten Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion imJänner 1999 bereits seine positiven Eigenschaften bewiesen. So habedie Gemeinschaftswährung im Inneren zu einer bemerkenswertenPreisstabilität geführt. Auch nach außen habe der Euro gezeigt, dasser schweren weltwirtschaftlichen und politischen Schocks standhaltenkönne. Mehr Transparenz auf den Märkten Die Einführung der neuen Scheine und Münzen wird laut Duisenbergnun in großem Ausmaß zu mehr Transparenz auf den innereuropäischen,aber auch auf den weltweiten Märkten beitragen. Zudem werde derHandel mit Waren erheblich erleichtert. Vor allem aber wird der Euronach Ansicht des EZB-Chefs zu einem weiteren Zusammenwachsen Europasführen. Die gemeinsame Währung werde ein Katalysator sein für mehrIntegration und allmählich zu einer gemeinsamen Steuer-, Sozial-,Verteidigungs- und Außenpolitik der Europäischen Union führen. "Dasalles wird jetzt viel schneller gehen als ohne Euro", sagteDuisenberg. Keine Preissteigerungen Der Notenbankpräsident rechnet im übrigen nicht damit, dass dieAuf- und Abrundungen bei der Ablösung der alten Währungen in denzwölf Euro-Ländern zu Preissteigerungen führen werden. Allenfallswerde es zu marginalen Veränderungen kommen. Auf Dauer werde jedochauf der anderen Seite der wesentlich transparentere Wettbewerb überdie Grenzen hinweg die Preise eher sinken lassen. Feierliche Einführungszeremonie Während einer feierlichen Einführungszeremonie für die Euro-Münzenund Scheine hob Duisenberg ausdrücklich die Leistungen dereuropäischen Staatsmänner hervor, die in den vergangenen Jahrzehntenden Mut und die Kühnheit besessen hätten, eine Vision von derGemeinschaftswährung zu entwickeln und sie zu realisieren. Namentlichnannte er die französischen Politiker Robert Schumann, Jean Monet,Valery Giscard d'Estaing und Francois Mitterrand, den LuxemburgerPierre Werner sowie die deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt undHelmut Kohl. Zuvor hatte der EZB-Präsident 24 Kinder aus allen Euro-Ländern miteinem Satz Euro-Scheinen und Laptops ausgezeichnet. Die"Euro-Superstars" im Alter zwischen acht und elf Jahren waren auseinem Wettbewerb in Euro-Fachkunde unter 300.000 Teilnehmern alsSieger hervorgegangen. (APA)