Burkina Faso
In Burkina Faso wächst Widerstand gegen Machthaber
Oppositionsführer Ki-Zerbo: "Das Volk ist bereit für die Demokratie"
Ouagadougou/Wien - Als illegaler Umschlagplatz für
Diamanten und Waffen gerät das westafrikanische Burkina Faso
(vormals Obervolta), ein Schwerpunktland der österreichischen
Entwicklungshilfe, mehr und mehr in das Schussfeld internationaler
Kritik. Das Problem sei die herrschende korrupte Elite, die keinen
Machtwechsel zulasse, sagte der Oppositionsführer und Historiker
Joseph Ki-Zerbo im Gespräch mit der am Donnerstag erscheinenden
Wiener kulturpolitischen Wochenzeitung "Die Furche". Die kleine Clique um Staatschef Blaise Compaore regiere das Land
"als wäre es ihr privates Eigentum", sagt der 80-jährige Vorsitzende
der Oppositionspartei PDP (Parti pour la Democratie et le Progres),
der außerhalb seines Landes mit dem Klassiker "Die Geschichte
Schwarzafrikas" bekannt wurde. "Das afrikanische Volk ist bereit
für die Demokratie", betont Ki-Zerbo. Tausende demonstrierten in der
Hauptstadt Ouagadougou gegen die Privatisierungspläne der Regierung,
die nur dazu dienten, den Machthabenden Staatsbesitz zuzuschanzen.
Das staatliche Fernsehen und Radio ignorierten die Opposition und
fungierten als Sprachrohr der Regierung.
Seit dem politisch motivierten Mord an dem populären
Enthüllungsjournalisten Norbert Zongo im Dezember 1998 kommt das Land
nicht zur Ruhe. Zongo hatte in Zusammenhang mit einer Mordaffäre
recherchiert, in die ein Bruder des Staatschefs verwickelt gewesen
sein soll.
Compaore hatte 1987 gegen den charismatischen Präsidenten Thomas
Sankara geputscht, der bei dem Umsturz ermordet wurde. Sankara war
es, der Obervolta in "Burkina Faso" ("Land der Aufrechten") umtaufte.
In einem Offenen Brief an den Staatschef, der im Frühjahr 1999
veröffentlicht wurde, listete der Vorsitzende der Interafrikanischen
Menschenrechtsunion (UIDH), Halidou Ouedraogo, 75 ungeklärte Fälle
von politischer Gewalt während der Herrschaft Compaores
großteils namentlich auf. In dem Brief wurde der Präsident
aufgefordert, die Fälle aufzuklären, die Familien der Opfer
finanziell zu entschädigen und von seinem Amt zurückzutreten. Die
Veröffentlichung dieses Berichts führte zu großen Unruhen im Land,
die teilweise blutig niedergeschlagen wurden. Schüler und Studenten
streikten, woraufhin die Regierung Schulen und Universitäten
schließen ließ. Es kam auch zu Verhaftungen von Oppositionellen.
Nicht nur innenpolitisch, sondern auch international wächst
mittlerweile der Druck auf Compaore. Ihm wird vorgeworfen, dass seine
Regierung den internationalen Waffen-, Gold- und Diamantenschmuggel
massiv unterstütze. Die Opposition vermutet, dass Burkina Faso
die UNITA-Rebellen Jonas Savimbis in Angola unterstützt und somit
auch als Drehscheibe für den illegalen Handel mit den so genannten
"Blutdiamanten" fungiert. Auch ein UNO-Bericht führt Burkina Faso
als Umschlagplatz für Diamanten aus dem Bürgerkriegsland Angola an.
Burkina Faso ist laut aktuellem Weltentwicklungsbericht das
viertärmste Land der Welt (an 159. Stelle vor Burundi, Niger
und Sierra Leone). Es mangelt an sauberem Wasser, Essen, Strom,
Medikamenten, Schulen und Arbeitsplätzen. Der Großteil der
Burkinaben ist im informellen Sektor tätig oder lebt von der
Subsistenzwirtschaft. Die medizinische Versorgung, vor allem am Land,
ist äußerst mangelhaft. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt
44 Jahre.
Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium
unterstützt Entwicklungsmaßnahmen in Burkina Faso schon seit dreißig
Jahren und stellte fast 35 Millionen Schilling (Stand 1999) für
Programm- und Projekthilfe zur Verfügung. 1999 hatte der damalige
Bundeskanzler Viktor Klima das westafrikanische Land besucht. (APA)