Der britische Premier begann in Dhaka eine Vermittlungsreise, die ihn am Sonntag nach Neu-Delhi und danach nach Islamabad führen wird. In Bangladesch erwarteten den Briten wütende Demonstranten.
Ungeachtet der anhaltenden Gefechte in Kaschmir hat Indien im Konflikt mit Pakistan unterdessen Gesprächsbereitschaft bekundet. Premierminister Atal Behari Vajpayee sagte am Donnerstag in der nordindischen Stadt Lucknow, er sei grundsätzlich zu Verhandlungen bereit. Zuvor müsse aber der grenzüberschreitende Terrorismus beendet werden, um die Atmosphäre für einen Dialog zu schaffen, betonte er vor seiner Abreise zum Südasien-Gipfel in Nepal, an dem auch Pakistans Staatschef General Pervez Musharraf teilnimmt.
Konkret forderte Vajpayee, Islamabad müsse Neu-Delhi über die Maßnahmen zur Eindämmung des Terrorismus informieren. Ein Treffen mit Musharraf am Rande des Gipfels der SAARC-Staaten (siehe Wissen) in Kathmandu sei nicht geplant. Einen atomaren Erstschlag Indiens schloss Vajpayee aus. Indien macht den pakistanischen Geheimdienst ISI und islamische Extremisten für die Anschläge in Kaschmir und den Überfall auf das Bundesparlament in Neu-Delhi Mitte Dezember verantwortlich.
General Musharraf hat seinerseits die Auslieferung mutmaßlicher Terroristen an Indien abgelehnt. Die Regierung in Islamabad werde die Vorwürfe aus Neu-Delhi prüfen und die Beschuldigten zur Rechenschaft ziehen, sagte er der offiziellen Nachrichtenagentur APP am Donnerstag. Auf einer gemeinsamen Sitzung des Sicherheitsrats und des Kabinetts am Mittwoch sei das Thema überhaupt nicht diskutiert worden. Indien hatte Pakistan Anfang der Woche eine Namensliste von 20 Verdächtigen zukommen lassen, deren Auslieferung die indische Regierung verlangt.
Musharraf reiste am Donnerstag zum zweiten Mal innerhalb eines Monats nach China und traf am Donnerstag zu einem eintägigen Besuch in Peking ein. Am heutigen Freitag wird Musharraf zum SAARC-Gipfel weiterreisen. China, die USA und Großbritannien riefen Indien und Pakistan zu Besonnenheit auf.
Neuer Anschlag
Bei einem Anschlag auf das Parlament im indischen Teil Kaschmirs sind ein Polizist getötet und 27 weitere Menschen verletzt worden. Wie indische Medien am Donnerstag berichteten, griffen mutmaßliche Muslimextremisten das Parlamentsgebäude in Srinagar am Mittwochabend mit drei Handgranaten an. Die Abgeordneten halten sich zur Zeit jedoch in Jammu, der Winterhauptstadt der Region, auf. Es war bereits der zweite Anschlag auf das Parlament binnen drei Monaten.
Bei Kämpfen zwischen indischen Regierungstruppen und islamischen Extremisten wurden außerdem sieben Rebellen und zwei Soldaten getötet. (Reuters, dpa, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 4.1.2002)