Wien - Meinungsumschwung bei der Wiener FPÖ: Nachdem die
Freiheitlichen monatelang den zweiröhrigen Ausbau des umstrittenen
Lainzer Tunnels gefordert hatten, geben sie sich nun mit einer
Tunnelröhre zufrieden. "Ich bin ein Politiker, der die Realität zur
Kenntnis nehmen muss", sagte FP-Gemeinderat und Planungssprecher
Herbert Madejski am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Planungen
für eine zweite Röhre kämen zu teuer und würden für neue
Bewilligungsverfahren und Bauverzögerungen sorgen.
Eisenbahn-Kollisionen
"Ich akzeptiere ihn so, wie er ist", so Madejski zu dem
Eisenbahntunnel, dessen Errichtung kürzlich vom
Verwaltungsgerichtshof wegen mangelhafter
Umweltverträglichkeitsprüfung gestoppt wurde. Zwei Röhren seien zwar
weiter die sicherere Variante.
Die ÖBB plane aber ohnehin, weit
weniger Züge als ursprünglich vorgesehen durch den Tunnel zu führen
und den Westbahnhof weiter für den Fernverkehr zu nutzen. Damit ist
für Madejski die Gefahr von Eisenbahn-Kollisionen auf der
Verbindungsstrecke zwischen West- und Südbahn weitgehend ausgeräumt.
Schutzräume
Der FP-Gemeinderat will aber trotzdem für mehr Sicherheit im
Tunnel sorgen. Er forderte den Ausbau der vorgesehenen Schutzräume,
die teilweise durch einen Parallelstollen verbunden werden sollten.
Diese Räume könnten dann auch für den Zivilschutz genutzt werden.
Bürgermeister Michael Häupl (S) und Innenminister Ernst Strasser (V)
als oberster Zivilschützer der Republik seien hier gefordert, so
Madejski.
Infrastrukturausbau
Daneben setzte sich Madejski für einen forcierten Ausbau der
Eisenbahn- und Straßeninfrastruktur im Wiener Raum ein. Er forderte
die Verlängerung der Flughafenschnellbahn S 7 bis nach Preßburg, die
Fortführung der S 80 nach Raasdorf und eine Schnellbahnverbindung von
Süßenbrunn über Kagran und Stadlau zur S 80. Weitere Wünsche des
FP-Mandatars: Der Ausbau der Bahnstrecke Süßenbrunn-Hohenau und im
Süden Wiens ein drittes Gleis zwischen Atzgersdorf-Mauer und
Brunn-Maria Enzersdorf.
Beim Straßenverkehr wünscht sich Madejski einen raschen Baubeginn
bei der Nordost-Umfahrung Wiens. Unabdingbar sind für ihn dabei die
sechste Donauquerung bei der Lobau, der Ausbau der Raffineriestraße
als Verbindung zur Südost-Tangente (A 23) und gleichzeitig der Bau
der B 305 in Richtung Nordosten. Planungs- und Verkehrsstadtrat
Rudolf Schicker (S) müsse sich in Verhandlungen mit dem Bund dafür
einsetzen, dass all diese Maßnahmen im Generalverkehrsplan oberste
Priorität bekommen, so Madejski.
Ausbauen will Madejski auch die U-Bahn, und zwar die U 1 nach
Süden und die U 2 nach Hirschstetten. Das ÖVP-Projekt einer U 5 zur
Erschließung des Wienerbergs lehnte er dagegen ab. Dies sei nicht
finanzierbar, vernünftiger sei eine neue Straßenbahn-Verbindung zur U
6-Station Philadelphiabrücke. (APA)