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Graz - Es sind vor allem Mädchen und junge Frauen, die in zunehmendem Ausmaß mit Essstörungen wie Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oder Anorexia nervosa (Magersucht) zu kämpfen haben. Österreichweit erkranken jährlich rund 1500 Jugendliche an derartigen Störungen. Als erste Klinik im deutschsprachigen Raum kümmert sich die Grazer Universität-Kinderklinik auch um einen, in diesem Zusammenhang bisher völlig vernachlässigten Altersbereich: um Babys und Kleinkinder. Im vergangenen Jahr registrierte die Klinik 2000 Fälle mit Essstörungen, die Hälfte davon waren Kinder im Vorschulalter und hier wiederum ein Teil davon Babys und Kleinkinder. Die Ursache für derart früh auftretende Essstörungen liegen einerseits bei den Folgen postchirurgischer Beschwerden (etwa nach Operationen an der Speiseröhre), aber auch in neurotischen Verhaltensmustern. Deren Gründe wurzelten laut ExpertInnenaussagen der Klinik in "schweren Konflikten zwischen Mutter und Kind". In Graz werden Babys aus ganz Europa behandelt. Die Eltern nehmen meist per Internet mit der Grazer Klinik Kontakt auf, die Behandlung dauert drei bis vier Wochen, wobei die ganze Familie der Kinder mit einbezogen wird. Die Kosten übernehmen die ausländischen Krankenkassen. Dass in Graz ein gesonderter "Baby"-Schwerpunkt bei Essstörungen gelegt wird, hat für Gesundheitslandesrat Günter Dörflinger auch einen wesentlichen Nebeneffekt: "Das ist sicher mit ein Grund, dass wir die geringste Säuglingssterblichkeit aller Bundesländer aufweisen." (mue) - DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 4.1.2002