International
17 Jahre in US-Todestrakt: Frei
Anklage gegen 50-Jährigen wegen Verfahrensfehlern fallen gelassen
Miami - Nach 17 Jahren im Todestrakt kann der 50-jährige
US-Bürger Juan Roberto Melendez seine Zelle als freier Mann
verlassen. Melendez werde am Freitag entlassen, kündigte sein Anwalt
Martin McClain an. Melendez war 1984 für den Mord am Direktor einer
Kosmetikschule zum Tode verurteilt worden. Im Dezember entschied eine
Richterin, dass der Prozess neu aufgerollt werden müsse: Im ersten
Prozess fehlten demnach harte Beweise, zudem habe die Anklage
wichtige Dokumente gar nicht vorgelegt, darunter das Geständnis eines
anderen. Am Donnerstag entschied nun ein Gericht in Florida, die
Anklage gegen Melendez fallen zu lassen. Melendez ist nach Angaben des Justice Project seit 1973 der 99.
zum Tode Verurteilte, der frei gelassen wird. Die Vereinigung mit
Sitz in Washington kämpft gegen die Todesstrafe. Die Freilassung
Melendez' könnte die Diskussion über die Todesstrafe in den USA
wieder anfachen. Im Oktober hatte eine Richterin des Obersten
Gerichtshofes mit ihrer Bemerkung Aufsehen erregt, die Anwendung der
Todesstrafe werfe "ernste Fragen" auf. Öfter als die Behörden es
zugeben wollten, werde ein Unschuldiger zum Tode verurteilt. Im
vergangenen Jahr waren in den USA fünf zum Tode Verurteilte nach
Gen-Analysen für unschuldig erklärt und freigelassen worden.(APA)