Weltraum
Marsmeteoriten werden in der Antarktis gesucht
Erforschung von extremophilen Mikroorganismen spielt große Rolle bei der Frage nach außerirdischem Leben
Innsbruck - Die Tiroler Wissenschafterin Birgit Sattler wird kommende Woche am Südpol eintreffen.
Die Expertin vom Institut für Zoologie und Limnologie der Universität
Innsbruck ist wissenschaftliche Leiterin für mikrobielle
Untersuchungen der Eis- und Schneedecke bei der "Antarctica
Meterorite Expedition 2002". Die Forschungsexpedition soll noch bis
Anfang Februar laufen, teilte Sattler mit. Das insgesamt fünfköpfige Team sucht in der Antarktis nach
Marsmeteoriten. Diese seltenen steinernen Zeugen aus dem All sowie
die Eiswüste selbst werden nach Spuren von Kleinstlebewesen
untersucht, die unter derart extremen Bedingungen überleben können.
"Extremophile Mikroorganismen - das sind Kleinstlebewesen, die
außergewöhnliche Lebensbedingungen, beispielsweise Temperaturen von
mehr als 50 Grad minus in der Eiswüste aushalten - müssen über einen
natürlichen Frostschutz verfügen. Aus diesem Grund ist unsere
Forschungsarbeit am Südpol von großem Interesse für die
Biotechnologie der Zukunft," erklärte die Wissenschafterin.
Frage nach Leben auf anderen Planeten
"Wenn Extremisten, etwa unter den Bakterien, Bedingungen aushalten
können, welche sonst eigentlich lebensfeindlich sind, wenn diese
existieren und wachsen können, liegt es auf der Hand, dass ihre
Erforschung eine bedeutsame Rolle bei der Frage spielt, ob Leben auf
anderen Planeten möglich ist", betonte die 32-jährige Expertin. Diese
Mikroorganismen könnten daher als potentielles Analog zu Leben auf
anderen Planeten gesehen werden.
Sollte das Expeditionsteam Marsmeteoriten finden, will Sattler
diese auf Spuren extremophiler Mikroorganismen untersuchen. Die
wichtigste Frage ist nach ihren Angaben dabei, ob diese
Kleinstlebewesen die Meteoriten als "Raumschiffe" benützt haben oder
ob die Mikroorganismen erst später durch Kontamination mit Schnee ins
Gestein gelangten. Weiters wird die Expertin, die sich bereits durch
die Erforschung "cooler Bakterien" in der Eis- und Schneedecke der
Alpenseen sowie durch den weltweit ersten Nachweis so genannter
Wolkenbakterien international einen Namen gemacht habe, am Südpol
auch Eis- und Schneebohrungen durchführen. "Diese Bohrkerne werden
ebenfalls auf Spuren solcher extremophiler Mikroorganismen
untersucht", erklärte die Wissenschafterin.
Die Eiswüste am Südpol biete für den Fund von Meteoriten gute
Bedingungen, so Sattler. Da die Atmosphäre dort relativ dünn sei,
würden die steinernen Boten aus dem All "leichter" auf unserem
Planeten landen. Meteoriten, welche wissenschaftlich gesichert vom
Mars stammen, seien im Gegensatz zu Mondmeteoriten auf unserem
Planeten bisher äußerst selten und dementsprechend wertvoll für die
Forschung. Bisher seien etwa 20 solcher steinerner Zeugen gefunden worden. (APA)