Die sanierungsdürftige serbische Wirtschaft werde man "ohne Narkose unters Messer nehmen müssen", erklärte Serbiens Premier Zoran Djindjic. Und schon in den ersten Tagen des neuen Jahres zeigte sich, wie ernst es der Premier mit radikalen Wirtschaftsreformen meint: Der Gouverneur der Nationalbank, Mladjen Dinkic, erklärte kurzerhand die vier größten serbischen Banken - "Belgrader Bank", "Investbank", "Jugobank" und "Beobank" - für zahlungsunfähig und leitete das Konkursverfahren ein.

Diese Banken hätten über vier Milliarden Euro Schulden, begründete Dinkic seine Entscheidung, Sanierungsversuche seien gescheitert. Die Weltbank und der internationale Währungsfonds hätten die Liquidierung dieser Banken gutgeheißen, obwohl rund 1,5 Milliarden Euro (20,6 Milliarden S) Außenschulden dadurch abgeschrieben werden müssten.

Diese Banken als bankrott zu erklären wird in Serbien als die bisher politisch risikoreichste Entscheidung von Premier Djindjic und seinem Team bezeichnet. Wirtschaftsexperten warnen vor einem "Dominoeffekt" - etwa 650 bei den zahlungsunfähigen Banken verschuldeten Unternehmen könnten in Kürze ebenfalls Pleite gehen.

Vorsitzender der Gewerkschaft der Finanzorganisationen, Milan Alempijevic, erklärte, er habe von Jugoslawiens Bundespräsidenten, Vojislav Kostunica, gefordert, das Konkursverfahren einzustellen. Kostunica soll "überrascht" wegen des "Überfalls" auf die Banken gewesen sein.

Ein neuer Konflikt zwischen Kostunica und Djindjic scheint vorprogrammiert zu sein. Der Bundespräsident warf schon mehrmals dem serbischen Premier vor, "Gesetze, Verfassung und Parlament" zu umgehen und "totalitäre Machtmethoden" anzuwenden, und forderte vorgezogene Parlamentswahlen.

Kostunicas Parteigenosse und Bundesfinanzminister, Jovan Rankovic, bezeichnete die Liquidierung der Banken als "überstürzt und waghalsig". Bei ihrer Entscheidung habe die Nationalbank die Bundes- und Landesregierung umgangen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 5.1.2002)