Asien & Pazifik
Musharraf und Vajpayee reichen sich die Hand
Südasien-Gipfel: Pakistan und Indien verurteilen sinnlose Gewalt
Kathmandu - Trotz der angespannten Lage in
Kaschmir haben sich der pakistanische Präsident Pervez Musharraf und
Indiens Ministerpräsident Behari Vaypajee am Samstag zum Auftakt des
Südasien-Gipfels in Nepal die Hand gegeben. Musharraf bekräftigte
seine Bereitschaft zu einem umfassenden Dialog mit Indien und
kündigte an, den Terrorismus in seinem Land auszurotten. Vajpayee
sprach sich gegen jede weitere sinnlose Gewalt aus. Auch in der Nacht
war es in Kaschmir wieder zu Schusswechseln zwischen den Armeen
beider Länder gekommen. Pakistan nahm am Samstag rund 200 radikale
Moslems fest, weil sie Gruppen unterstützen, die mit Anschlägen gegen
die indische Herrschaft in Kaschmir kämpfen. Musharraf wandte sich am Ende seiner Rede direkt an Vajpayee und
sagte, er strecke seine Hand zu einer echten, ernsthaften
Freundschaft aus: "Lassen Sie uns zusammen die Reise für Frieden,
Harmonie und Fortschritt in Südasien" unternehmen, sagte er und ging
auf Vajpayee zu. Dieser erhob sich leicht von seinem Sitz und ergriff
die ausgestreckte Hand, mit einem überraschten, aber fast ironischen
Lächeln auf den Lippen.
In seiner eigenen Rede sagte Vajpayee dann, er sei froh, dass es
zu der Geste gekommen sei. "Nun muss Präsident Musharraf dieser Geste
Taten folgen lassen und keine Taten in Pakistan oder anderen Gebieten
unter seiner Kontrolle zulassen, die es den Terroristen ermöglicht,
ihre sinnlose Gewalt nach Indien zu tragen", sagte er. Zugleich wies
er darauf hin, dass frühere Friedensgespräche mit Pakistan mit neuen
Anschlägen beantwortet worden wären. "Indien ist seit zwei
Jahrzehnten das Opfer des internationalen Terrorismus", sagte er und
forderte, dieser müsse "auf globale Weise" angegangen werden.
Auch Musharraf hatte sein Land als Opfer des Terrorismus
bezeichnet. "Wir verurteilen den Terrorismus mit Nachdruck und halten
ihn für eine ernsthafte Bedrohung der staatsbürgerlichen
Gesellschaft", sagte er und fügte hinzu: "Wir sind entschlossen, ihn
auszurotten."
Indien macht Pakistan für Anschläge mit verantwortlich, die von
Kaschmir-Separatisten begangen werden. Wegen eines Attentats auf das
indische Bundesparlament Mitte Dezember hatten sich die Spannungen
zwischen den beiden Ländern wieder verschärft. Sie zogen seither die
größten Truppen seit 15 Jahren an ihrer Grenze zusammen. Die Nachbarn
haben bereits zwei Mal Krieg um Kaschmir geführt und sind inzwischen
beide im Besitz von Atomwaffen. Neu Delhi verlangt von seinem
Nachbarland die Zerschlagung der extremistischen Moslemgruppe
Lashkar-e-Toiba und Jaish-e-Mohammed, die ihre Hauptquartiere in
Pakistan haben. Indien macht die Gruppen für den Terroranschlag auf
das Parlament in Neu Delhi vom 13. Dezember verantwortlich, bei dem
14 Menschen starben.
Der überraschende Handschlag nährte die Hoffnungen, die beiden
Länder könnten sich doch noch am Rande des Gipfels darauf
verständigen, Gespräche über ihren Konflikt aufzunehmen. Bis zuletzt
hatte Indien erklärt, die Bedingungen für einen Dialog zwischen den
beiden Staaten seien noch nicht erfüllt.(APA/Reuters/dpa)