Tel Aviv - 50, nach einer letzten Version sogar 80 Tonnen Waffen hatte die "Karine A" nach Angaben der israelischen Armee geladen. Dass auch 122-mm-Katjuscha-Raketen darunter sind, ließ Alarmglocken läuten: Die Reichweite von 20 Kilometern hätte es den Palästinensern ermöglicht, aus dem Gazastreifen die israelische Stadt Aschkelon oder aus dem Westjordanland den Ben-Gurion-Flughafen zu beschießen. Um das Raketenfeuer abzustellen, hätten wiederum die Israelis "Sicherheitszonen" im Autonomiegebiet besetzen müssen - ein Eskalationsszenario nach libanesischem Muster. Die Ladung enthielt zudem Anti-Tank-Raketen, Mörser, Minen, hoch entwickelten Sprengstoff sowie große Mengen von Gewehren und Munition.

Der Frachter wurde in der Nacht auf Donnerstag "ohne einen einzigen Schuss" im Roten Meer vor der saudischen Küste rund 500 Kilometer von Israel aufgebracht - Israels Armeechef Shaul Mofas kommandierte persönlich aus der Luft. Die 13 Mann der Besatzung sind in israelischer Gefangenschaft, der Kapitän soll ein Oberst der palästinensischen Küstenwache sein. Die "Karine A" soll schon seit Monaten von den Israelis beobachtet worden sein, nachdem sie von der Palästinenserbehörde diskret um 400.000 Dollar gekauft wurde. Das Waffengeschäft selbst, in das Iran und die Hisbollah eingebunden waren, soll von Adel Mugrabi, dem Chef der palästinensischen Waffenbeschaffungsabteilung, abgewickelt worden sein - die Ausgabe von geschätzten 15 Millionen Dollar sei so hoch, dass Präsident Yassir Arafat sie bewilligt haben müsse. (seg/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 07. 01. 2002)