Linz/Wien - Kein österreichischer Politiker hat so ein scharfes Profil wie der Kärntner Landeshauptmann - doch auch der Nachfolgerin Jörg Haiders an der Spitze der FPÖ wird vor allem eines nachgesagt: Ehrgeiz.

Das ist der Befund einer umfangreichen Studie, die David Pfarrhofer vom Linzer market-Institut im letzten Herbst durchgeführt hat. Dazu wurden 500 Österreichern die Namen von 18 Politikern und eine Reihe von Eigenschaften vorgelegt - die Grafik rechts zeigt die Profile der Chefs der vier Parlamentsparteien.

Jörg Haider voran

Pfarrhofer zum STANDARD: "Quer über alle abgefragten Eigenschaften hinweg erzielt Jörg Haider die meisten Zuordnungen, in zehn von 26 Kategorien bekommt er die meisten Nennungen - so trauen ihm 52 Prozent Ehrgeiz zu, vom wenig bekannten Staatssekretär Alfred Finz nehmen das nur neun Prozent an." Nimmt man sämtliche Nennungen, so hat Jörg Haider 626 Punkte - nur elf für politische Vorsicht, aber 45 für Wagemut und 49 für die ihm zugetraute Führungskraft.

Kanzler Wolfgang Schüssel dagegen wird als besonders vorsichtig (35 Prozent) eingestuft. In Summe kommt Schüssel auf 506 Punkte - knapp hinter dem Grünen Alexander Van der Bellen (514) und vor Susanne Riess-Passer (493) und Alfred Gusenbauer (426). Am Schluss der Liste liegen die Staatssekretäre Finz und Morak.

Alle wollen nicht in allen Punkten

Allerdings, räumt Pfarrhofer ein, wollen ohnehin nicht alle Politiker in allen Bereichen gleich stark punkten: "Es ist nicht jedermanns Sache, als christlich und fromm gesehen zu werden - wie Wolfgang Schüssel von 28 Prozent der Befragten gesehen wird. Umgekehrt ist politischer Wagemut, sicher keine Eigenschaft, die man bei einem Bundeskanzler sucht. Da kann Schüssel froh sein, dass sie ihm nur von 15 Prozent attestiert wird - bei Oppositionsführern dürfte der Wagemut aber getrost höher liegen als 14 bis 20 Prozent. Auch in dieser - unter Anführungszeichen - ,Disziplin' ist Jörg Haider mit 45 Prozent Spitzenreiter."

Scharfes Profil sei "im Marketing, auch im politischen Marketing, generell nützlich, weil es Aufmerksamkeit sichert - aber eine Garantie für viele Wählerstimmen ist es nicht, weil sich einige ja dadurch auch abgeschreckt fühlen", sagt Pfarrhofer.

Er verweist auf die von seinem Institut regelmäßig für den STANDARD gestellten Sonntags- und Kanzlerfragen: Demnach würde selbst Amtsinhaber Wolfgang Schüssel nur von 24 Prozent in einer Direktwahl zum Kanzler gewählt werden.

Ähnliches ergibt die - nach deutschem Vorbild gestellte - Frage nach der "wichtigen Rolle", die ein Politiker spielen soll. Format veröffentlicht diese Woche solche Daten von OGM: Alexander Van der Bellen ist Österreichs einziger Spitzenpolitiker, dem die Wähler wenigstens mit relativer Mehrheit (40 Prozent) wünschen, er solle auch 2002 eine wichtige Rolle spielen. Nur 32 Prozent wünschen Schüssel eine stärkere Rolle. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 07. 01. 2002)