Bregenz/Innsbruck - Jenes Mädchen, das zwar stark unterkühlt, aber sonst unversehrt nach einer Nacht im Freien im Bregenzerwald geborgen worden war, durfte gestern, Sonntag, das Spital wieder verlassen.

Die zehnjährige Carina hat das unfreiwillige Abenteuer ohne körperliche Schäden überstanden. Die an den Händen und Füßen festgestellten Erfrierungen sind weniger dramatisch als anfangs angenommen. Nach Angaben des behandelnden Arztes im Spital Feldkirch, Guido Müller, gehe es Carina den Umständen "entsprechend gut". Das Mädchen habe, um sich selbst zu schützen, so der Mediziner, "clever" gehandelt: Es habe versucht, die ganze Nacht wach zu bleiben und habe ab und zu Arme und Beine bewegt.

Bei Abfahrt verirrt

Carina war, wie berichtet, am Samstag zu einer letzten Fahrt mit dem Skilift alleine aufgebrochen. Bei der Abfahrt hatte sich das Mädchen abseits der Piste verirrt und die Nacht bei minus 14 Grad im Freien verbracht. Erst tags darauf war das Mädchen im Skigebiet Mellau von einem Tourengeher wegen seiner "Mama"-Rufe gefunden worden.

Erfroren ist dagegen jenes 15 Jahre alte Mädchen aus Wundschuh bei Graz, das am vergangenen Freitag tot aufgefunden worden war - das wurde nun durch eine Obduktion bestätigt. Das Mädchen hatte an Epilepsie gelitten und dürfte im Zuge eines Anfalls hinausgegangen sein. Fremdverschulden wird ausgeschlossen. Die Mutter fand ihre Tochter nach einer sehr kalten Nacht tot auf der Terrasse. Der Vorfall hatte sich Freitagnacht ereignet.

Fahrerflucht auf Piste

Experten beklagen immer rücksichtsloser werdende Skifahrer und Skifahrerinnen auf den Pisten: Immer öfter wird das Delikt der "Fahrerflucht" auf der Skipiste begangen. Allein in Tirol und Vorarlberg kam es in den vergangenen Tagen zu mehreren Vorfällen, bei denen sogar Kinder nach einem Zusammenstoß einfach auf der Piste ohne Hilfe zurückgelassen worden waren.

Bei Landeck hatte ein rücksichtsloser Skifahrer ein fünfjähriges Mädchen aus Deutschland niedergestoßen und war ungeachtet ihrer schweren Verletzungen davongefahren. In der Gemeinde Schwendau (Bezirk Schwaz) erlitt eine junge Schwedin nach einer Kollision einen Oberschenkelbruch. Auch sie blieb alleine liegen. Auf einer Piste bei Kufstein erlitt eine 13-jährige Deutsche mit Beckenverletzungen ein ähnliches Schicksal.

Gestern, Sonntag, war eine deutsche Urlauberin in der Silvrettaregion unterwegs gewesen, als sie von einem Unbekannten mit hoher Geschwindigkeit gerammt worden war. Dieser hatte immerhin bei der Talstation Hilfe angefordert. Die Frau wurde schwer verletzt mit dem Hubschrauber geborgen.

Für alle Vorfälle sucht die Gendarmerie Zeugen. (aw/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 07. 01. 2002)