Kabul/Bagram/Islamabad - Der britische Premierminister Tony Blair ist in der Nacht auf Dienstag als erster westlicher Regierungschef überraschend in Afghanistan eingetroffen. Er nannte seinen Kurzbesuch ein "Signal unseres langfristigen Engagements - vor allem in Afghanistan, aber auch in dieser Region". Zuvor hatte Blair in Islamabad erklärt, der Krieg in Afghanistan werde erst enden, wenn Bin Laden und die Taliban-Anführer gefunden seien. US-Kampfflugzeuge bombardierten unterdessen erneut mutmaßliche Ausbildungslager der El-Kaida-Organisation im Osten des Landes. Das Vorauskommando der deutschen Bundeswehr, dem auch zwei österreichische Verbindungsoffiziere angehören, wird am Dienstag von Köln Richtung Kabul aufbrechen. Die in Pakistan ansässige Nachrichtenagentur AIP meldete Angriffe von US-Flugzeugen in der Gegend von Chost. Zudem hätten mindestens vier US-Hubschrauber bei Sauara Soldaten abgesetzt, die das Gelände auf der Suche nach Kämpfern von Bin Ladens Organisation El Kaida durchkämmten. Genaue Informationen über die Ziele der US-Bomber gab es nicht. Nach Angaben des Pentagon haben sich in der Gegend die Anhänger Bin Ladens neu formiert. Wie aus US-Kreisen außerdem verlautete, habe man in der Gegend auch große Mengen Waffen gefunden. Anstatt diese Kampf- und Mannschaftspanzer mit viel Zeitaufwand vom Boden aus zu zerstören, fliege man eben Luftangriffe. Bereits am Sonntag habe es 188 Einsätze gegeben. Alle Erwartungen übertroffen... Nach Ansicht von Blair haben die Erfolge im Afghanistan-Krieg alle Erwartungen übertroffen: "Das Netz der Trainingslager, durch das tausende Leute gegangen sind, um terroristische Akte zu begehen (...), diese Lager sind jetzt geschlossen, diese Leute trainieren nicht mehr Terrorismus, viele von ihnen sind gefangen oder getötet." Der Feldzug werde weitergehen, bis alle Ziele erreicht seien, sagte Blair auf eine Frage nach den bisher fehlgeschlagenen Bemühungen, Bin Laden und den Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar zu fangen. Blair traf am Abend in Begleitung seiner Frau Cherie in Afghanistan ein. Dort sollte er unter anderem den Chef der afghanischen Übergangsregierung, Hamid Karsai, und den UNO-Beauftragten für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, treffen. Brahimi sagte, er habe die USA nicht um eine Einstellung der Angriffe gebeten. Er gehe davon aus, dass die US-Streitkräfte extrem vorsichtig vorgingen, um Opfer unter Zivilisten zu vermeiden. Die afghanische Übergangsregierung hat sich für ein schnelles Ende der Luftangriffe ausgesprochen, da ihnen immer wieder Zivilisten zum Opfer gefallen sind. In Kabul landeten britische Fallschirmjäger, um dort die internationale Kabul-Schutztruppe ISAF (International Security Assistance Force) zu verstärken. Das deutsche Vorauskommando mit 70 Soldaten soll nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping am Mittwoch eintreffen. Er sagte, die Verlegung der deutschen Soldaten hänge von der Wetterlage in der Türkei ab, wo ein Zwischenstopp geplant ist. Ende Jänner solle die Verlegung des Hauptkontingents beginnen. (APA/Reuters/AP)