Wien - Von Gloggnitz bis zum Semmeringpass (980 m) beträgt der Höhenunterschied
543 Meter. Ghegas Kunstkniff lag in der Ausnutzung sämtlicher
Seitentäler für die Bahntrasse, und die Passhöhe wird mit einem
Scheiteltunnel "unterfahren". Die Entfernung Gloggnitz-Semmering
beträgt in der Luftlinie zehn Kilometer, die tatsächliche
Streckenführung mit 19 ein- und zweistöckigen Brücken und 15 Tunnels
ist 28 Kilometer lang.
Arbeiter der Wirtschaftskrise
Beim Bau waren auch Tausende Menschen aus Wien beteiligt, die
während der Wirtschaftskrise in den vierziger Jahren und den
Bürgerkriegswirren 1848 ihren Arbeitsplatz verloren haben. Mit
Hammer, Meißel, Fäustel, Handbohrer, Hacke, Schaufel und teilweise
Schwarzpulver rückten sie dem Berg zu Leibe.
Das Projekt forderte
allerdings auch seine Opfer. Krankheiten wie Cholera und Typhus
raffen rund 700 Menschen dahin, 15 sterben bei Arbeitsunfällen, etwa
70 bei einem Steinschlag.
Erfolge
Ein erster - wenn auch nur persönlicher - Triumph für den
inzwischen in den Ritterstand erhobenen Planer waren erfolgreiche
Probefahrten mit der Lokomotive "Save" am 25. Juni und am 8. Juli
1851.
An einem anschließenden Wettbewerb zur Ermittlung einer
geeigneten Lok beteiligten sich vom 13. bis 16. August vier Modelle,
wobei sich die "Bavaria" von Maffei in München als beste erweist -
für den Routinebetrieb war allerdings auch sie nicht geeignet.
Auf
den Erfahrungen des Wettbewerbs aufbauend entwickelt schließlich der
Österreicher Wilhelm von Engerth das Steilstreckenmodell
"Kapellen". Nach einem Probebetrieb mit Güterzügen wurde am 17.
Juli 1854 - weitgehend unbeachtet in der Öffentlichkeit - der
Personenverkehr aufgenommen - mit einer Höchstgeschwindigkeit von damals 19 km/h.
Verfasser eines Standardwerkes
Sozusagen "nebenbei" erfand Ghega auf den praktischen Erfahrungen
aufbauend eine verbesserte Nivellierlatte und einen Oktanten mit
Nonius zum Abstecken von Kurven. Bereits während des Baues schrieb
Ghega sein Standardwerk "Übersicht der Hauptfortschritte des
Eisenbahnwesens in dem Jahrzehnte 1840 bis 1850 und die Ergebnisse
der Probefahrten auf einer Strecke der Staatsbahn über den
Semmering". 1854 legte er ein Konzept für ein Gesamteisenbahnnetz der
Monarchie vor, bei dem auch auf wirtschaftliche Erfordernisse
Rücksicht genommen wurde. 1855 folgte ein "Malerischer Atlas der
Semmeringbahn".
Die angekündigte ausführliche Baugeschichte konnte Ghega nicht
mehr schreiben, denn er sollte die Realisierung seines Lebenswerkes
nicht lange überleben: Carl Ritter von Ghegha starb am 14. März 1860
in Wien. (APA)