Europa
Norwegen: Neonazi-Chef vor Gericht
Er muss sich dem Vorwurf der antisemitischen Hetze stellen
Oslo - Der Chef der norwegischen Neonazi-Organisation
"Vigrid", Tore Wilhelm Tvedt (59), kommt wegen antisemitischer und
anderer rassistischer Hetze vor Gericht. Wie die zuständige
Landesstaatsanwaltschaft in Oslo am Montag mitteilte, soll wegen
zahlreicher Fälle von grober Verunglimpfung von Juden und
dunkelhäutigen Menschen auf der Internetseite sowie im Mitgliedsblatt
seiner Gruppe Anklage erhoben werden. Der Inhalt sei derart
beleidigend für die Betroffenen, dass die "juristische Seite des
Ganzen relativ einfach ist", meinte Oberstaatsanwalt Tor-Geir Myhre. In der norwegischen Öffentlichkeit war seit der Ermordung des
15-jährigen Benjamin Hermansen immer wieder ein härteres Vorgehen der
Justiz gegen rechtsextreme Propaganda und Gewalt verlangt worden. Der
in Afrika geborene und in Norwegen adoptierte Hermansen war
ausschließlich wegen seiner dunklen Hautfarbe auf einem Osloer
Vorort-Parkplatz ermordet worden.
Zwei Männer und eine Frau aus der Neonazi-Szene stehen für die Tat
vor einem Osloer Gericht. Der Fall hatte auch international starkes
Aufsehen erregt und zu einer persönlichen Widmung an Hermansen auf
der jüngsten CD von US-Popstar Michael Jackson geführt. In Oslo
demonstrierten kurz nach dem Mord 40.000 Menschen gegen rechte
Gewalt. (APA/dpa)