St. Pölten - Kontrolle sei gut, mehr Kontrolle noch besser, meint Niederösterreichs Agrarlandesrat Josef Plank (VP) in Reaktion auf den Fleischskandal: "Wahrscheinlich schon im März" werde das Land ein Beratungsunternehmen aus dem Agrarbereich "wie zum Beispiel die Firma Vetcontrol" mit externen Überwachungsaufgaben in Schlachthöfen beauftragen.

Konkret sei geplant, Tierärzte "aus anderen Bundesländern, nicht aus unserem Nahbereich", einzusetzen. Sie sollten "gezielt und unangemeldet" in Schlachthöfen auftauchen, um dort den Routinebetrieb zu überwachen und den Landesverantwortlichen darüber Bericht zu erstatten: ein in Österreich bisher einzigartiges Projekt, das "bereits durchbudgetiert" sei.

Durch dieses "Auf-die-Finger-Schauen", so Plank, könne festgestellt werden, ob sich "Schlachthofmitarbeiter und -inhaber, aber auch die Beschautierärzte" an Ohrmarkenregeln und andere Bestimmungen hielten. Weil: "Wenn ein Tierarzt ein Rind ohne Ohrenmarken abstempelt, kann ich das nicht akzeptieren." Auch müsse genau und von unabhängiger Seite überprüft werden, ob "Aufzeichnungen und Dokumentation" stimmten. Nur so könne man "Schwachpunkte" beseitigen, wie sie in Martinsberg "zur Verwechslung von BSE-Proben" geführt hatten.

Die Ermittler der "Soko Fleisch" werden indes diesen Mittwoch ein zweites Mal zusammentreffen. Die Beamten der Zollfahndung und der Kriminalgendarmerie werden über erste Erkenntnisse aus Unterlagen (1000 Aktenordner, EDV-Daten von Servern und PCs) beraten, die bei dem verhafteten Martinsberger Schlachthofbesitzer Willibald R. beschlagnahmten wurden.

Der seit Mitte Dezember in U-Haft sitzende R. selbst schweigt weiterhin. Die Staatsanwaltschaft am Landesgericht Krems wirft dem Mann vor, die EU um Exporterstattungen betrogen sowie minderwertiges tschechisches Fleisch nach Österreich gebracht und "austrifiziert" (herausgeschnittene Stempel) zu haben. (bri, chr/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.1.2002)