Wien - "Komm, Karli, wir gehen wieder!" Nach einem Blick auf die Warteschlange im Foyer der Bank resigniert das ältere Ehepaar. Auch eine jüngere Dame macht auf dem Absatz kehrt: "Das tu' ich mir ganz sicher nicht an." Diejenigen, die sich vom ersten Blick nicht abschrecken ließen, wurden am Montag - dem ersten "echten" Arbeitstag nach den Weihnachtsferien - mit Wartezeiten von "nur mehr" rund 15 Minuten "belohnt". In der vergangenen Woche musste man zumeist noch eine Stunde oder länger aufs neue Geld warten. Zumindest nach Ansicht der meisten Bankangestellten dürfte damit der ärgste Ansturm überstanden sein. "Nach den Erfahrungen der Vorwoche haben wir uns eigentlich für heute mehr Betrieb erwartet", meint ein Schalterbeamter der Erste Bank am Wiener Graben. Die extra für die Euroumstellung bis 17.30 Uhr verlängerten Öffnungszeiten hält er für nicht notwendig: "Nach 15 Uhr lässt die Kundenfrequenz eindeutig nach, die Leute wissen offenbar gar nicht, dass wir länger offen haben." Auch am Postamt 1014 hält sich die Wartezeit in Grenzen. "Dabei haben wir über Mittag die meiste Frequenz", sagt der Leiter. In den kommenden Tagen werde etwas mehr Betrieb als an "normalen" Tagen herrschen, einen nochmaligen Ansturm erwartet er für die letzten Februar-Tage: "Dann werden auch die Allerfaulsten ihr Geld wechseln wollen." Die Bankkunden sind um einiges ungeduldiger als die Angestellten: "Was hab' ich von der Währungsunion, wenn ich mich für's Bargeld stundenlang anstellen muss?", murrt ein Kunde. Und ein anderer assistiert: "Wie im Ostblock!" Schuld an den verlängerten Wartezeiten sind nach Ansicht der meisten Kunden die vielen Münzen: "Da brauchst ja einen Blindenhund, um sie aus dem Börsel zu kramen. Das dauert ewig", ärgert sich ein Pensionist. Schuldige Pensionisten Die Pensionisten selbst werden von einigen Kunden ebenfalls für die Warteschlangen verantwortlich gemacht. Einer ätzt: "Warum müssen die ausgerechnet dann Zinsen nachtragen lassen oder ihre Groscherl-Sammlung eintauschen, wenn auch Berufstätige zur Bank müssen? Meine ganze Mittagspause geht drauf." Auch in den Salzburger Geldinstituten herrschte reger Betrieb, jedoch "nicht die Hölle wie in der vergangenen Woche", so eine sichtlich erleichterte Mitarbeiterin der Sparkasse am Alten Markt. Überfordert waren am Wochenende hingegen wieder einmal die Bankomaten. Viele Geräte konnten Sonntagabend nur mehr 100-Euro-Scheine ausgeben. Die Zehner blieben Mangelware. Andere Probleme hatten die steirischen Bankkunden: Viele von ihnen äußerten den Wunsch nach Ein- oder Zwei-Euro-Scheinen, sagt Michael Vollath, der Eurobeauftragte der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG. Er glaubt aber, dass sich die Münzen trotzdem durchsetzen werden: "Auch in Deutschland hat sich die Fünf-DM-Münze gegen den Schein durchgesetzt." "Extrem stressig" "Extrem stressig" ging es am Montag laut Aussagen des Personals in der Sparkassen-Zweigstelle in Urfahr zu. Viele Kunden würden offensichtlich erst jetzt ihre Zehn-Groschen-Sammlung umtauschen lassen. Nicht mehr nur wechseln wie in der vergangenen Woche wollten die Kunden in der Oberbank-Filiale in der Landstraße. Vielmehr seien es nun vermehrt Pensionisten, die ihr Geld vom Konto beheben, sagt eine Mitarbeiterin. Auch in der nahe gelegenen Hypobank rattert der Münzzähler fröhlich vor sich hin, die Wartezeiten haben sich aber gegenüber der Vorwoche halbiert. "Am Vormittag dauerte es bis zu einer halben Stunde, bis man drankam", so eine Angestellte. (zwi, stet, mue, moe, DER STANDARD, Printausgabe 8.1.2002)