Man müsste vielleicht mit Platon nach der "Idee" des Schafes fragen, um die Defekte seiner Klon-Schwester mit passender Emphase zu würdigen. Von der armen Dolly, dem flauschigen Vorzeigeprodukt der Firma PPL Therapeutics, weiß man ganz zweifelsfrei, dass es bereits im Schatten seiner jungen Flauschwollblüte von rätselhaften Altersbeschwerden geplagt wird.
Dollys rechter Hinterlauf knickt gottserbärmlich ein, obwohl das Tier doch erst im fünften Jahr seiner irdischen Geworfenheit steht.
Besonders findige Diagnostiker sind denn auch auf dem Verdachtswege zu einem niederschmetternden Befund gelangt: Die Zelle, welche zu Dollys heutiger, zu Recht als kläglich empfundener Erscheinung führte, war einem sechs Jahre alten Tier entnommen worden. Nun steht die Vermutung im Raum, dass man die sechs vorangegangenen Jahre mit Dollys Lebensalter verrechnen muss. Dann aber wäre Dolly schon als zarter Keimling eine überreife Dame gewesen. Mit der These, der Klon-Ingenieur sei der wahre Schöpfer am Jungbrunnen, ist es nicht mehr weit her.
Schon Dollys prominente Ahnen trugen schwer an ihrer jeweiligen Schöpfungsbürde. Der Golem zum Beispiel wurde von dem Prager Rabbi Löw ganz tellurisch aus Lehm geformt.
Im Mund hatte das ungeschlachte Wesen einen Zettel stecken, auf dem die göttliche Betriebsanweisung in hebräischen Buchstaben aufgeschrieben stand. Es ist der in den zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten der hebräischen Lettern verborgen gehaltene Name Gottes, der dem Golem den Anschein verbürgt, dass er lebe. Solche Golems müssen als Greisenkinder gelten: Sie halten schon kraft ihrer "Betriebsanleitung" den Kontakt zur vorzeitlichen Schöpfung.
Nachschöpfungen