Wer, wie Fian, in Klagenfurt geboren wurde, will weg. Nicht unbedingt, aber innerhalb Österreichs fast unabdingbar, nach Wien, wo der 1956 geborene Sohn eines Lebensmittelhändlers seit Jahrzehnten lebt. Wichtiger noch ist aber der Sprung von der Entfremdung in die Verfremdung: Antonio Fian perfektionierte eine Randform, eine Form des Beiseitesprechens in kleinen Dialogen, in "Dramoletten", die im "Falter" und im STANDARD das aktuelle, sich groß gebende Geschehen in knappen Sätzen ganz klein machen und verfremdend "zur Kenntlichkeit entstellen" (Kraus):

Da taucht fratzenhaft etwa die Außenministerin Benita Ferrero-Waldner auf, in Dirndlkleidern, mit denen sie bei Fian auch ihre Sätze umhüllt. Der Witz und die Kunst von Fians Dramoletten, aus deren neuer Lieferung - "Alarm", im Februar bei Droschl erscheinend - der Autor heute bei "Buch und Wein" liest, liegt in ihrer Vermeidung der flüssigen Pointe.

So entstehen die trockenen: Berühmt ist jetzt schon sein Menasse-Porträt (mit Rotweinglas beim "News"-Interview) aus dem letzten Spätsommer, berühmt auch sein Antidialog zwischen Großverleger (Unseld) und Großkritiker (Reich-Ranicki), die - sprachlos die Sprache zensierend - in ihrem Wortschatz nur die Prägung "Wird bleiben" oder "Wird nicht bleiben" zur Verfügung haben. - Fian? - Wird bleiben. Heute. (rire) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 07.01. 2002)