Salzburg - Digitales Fernsehen gibt es noch nicht - zumindest nicht terrestrisches, den Studienlehrgang dazu schon. An der Salzburger Fachhochschule (FH) fiel im Herbst der Startschuss zum achtsemestrigen Studiengang "Digitales Fernsehen und interaktive Dienste". 30 Studierende, darunter sechs Frauen, lernen in diesem bis dato europaweit einzigartigen Lehrgang produktionstechnische Grundlagen und die Feinheiten interaktiver Anwendungen für Bild und Ton. Johannes Heichler von der zur Kirch-Gruppe gehörenden BetaDigital unterrichtet Sende- und Distributionstechnik. Dabei sollen die Studierenden die Vor- und Nachteile der diskreten Cosinustransformation kennen lernen. Für den einzigen Laien unter den Lauschenden versucht es Heichler mit einem Scherz. "Wenn sie das Grau ihrer Zeitung nun besser lesen können, dann liegt das an der Bildkompression." Weniger zu lachen hatte man an der FH zuletzt mit der heimischen Politik. Die geäußerte Kritik, die Absolventinnen und Absolventen der fünf Studiengänge würden vor allem im Ausland arbeiten, hört man an der FH nicht gerne. An den Studierenden liegt es nicht, glaubt Fachhochschüler Martin. Er möchte in Österreich bleiben, wenn er den passenden Job findet. Sein Kollege Franz ortet sogar einen Auftrag. Es sei "im Interesse der Wirtschaft, wenn wir uns in Österreich selbstständig machen". Ein klares Berufsbild könne es im Bereich des digitalen Fernsehens noch nicht geben, aber Ziel sei die Fernseh- und Filmproduktionswirtschaft. Magnet München In München habe sich eben ein Kristallisationspunkt für interaktive Medien gebildet, erklärt Heichler. "Da müssen wir europäisch denken", wundert er sich über die Abgrenzung zum benachbarten Ausland. Statistiken über den beruflichen Verbleib der Abgänger gibt es nicht. Dass viele gerade am Anfang ihres Berufslebens ins Ausland gehen, sei als Trend durchaus erkennbar, meint Thomas Goiser von der FH. Er wertet das als "Zeichen für die Qualität der Ausbildung". Davon, dass "die Leute aus Österreich davonlaufen", könne aber keine Rede sein. Ob sich die zukünftigen Spezialisten für digitales Fernsehen entscheiden, hänge nicht zuletzt von der heimischen Wirtschaft und der Entwicklung des Privatfernsehens in Österreich ab. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. 1. 2002)