Europa
Zeman wird Rücktrittsangebot von Minister Gregr nicht annehmen
"Er ist das beste Regierungsmitglied"
Prag - Der tschechische Ministerpräsident Milos Zeman wird
nach eigenen Worten das für diese Woche erwartete Rücktrittsangebot
seines Industrie- und Handelsministers Miroslav Gregr nicht annehmen.
"Minister Gregr ist meiner Meinung nach der beste Minister meiner
Regierung", betonte Zeman nach Zeitungsberichten vom Dienstag in
Anspielung auf positive Statistiken bezüglich der
Industrieproduktion, des Zustroms von Auslandsinvestitionen und der
vorangeschrittenen Privatisierung. Gregr, der als "Hardliner" in Sachen des südböhmischen
Atomkraftwerkes Temelin gilt, hatte früher schon mehrmals
angekündigt, dass er zurücktreten werde, falls es Verzögerungen beim
Aufbau des AKW geben werde. Seine Sprecherin Anna Starkova bestätigte
nun, dass Gregr die Demission bis Ende dieser Woche anbieten werde,
weil der zweite Energieblock Temelins erst mit mehrwöchiger
Verspätung mit Brennstäben beladen werden soll. Der ursprüngliche
Termin war Dezember 2001, nun ist aber die Rede vom März 2002.
"Theater-Spiel"
Die Opposition sowie die tschechischen Umweltschützer werfen Gregr
ein "Theater-Spiel" vor, weil er seinen Rücktritt nur einige Monate
vor den Parlamentswahlen ankündigen will und schon deshalb wissen
könne, dass es Zeman nicht annehmen werde.
In Temelin geht ansonsten die Inbetriebnahme weiter. Wie
AKW-Sprecher Milan Nebesar gegenüber der APA am heutige Dienstag
bestätigte, warteten die Mitarbeiter des Kraftwerkes auf die
Zustimmung der Staatlichen Behörde für atomare Sicherheit (SUJB) mit
der letzten Testserie - auf einer Leistungsstufe von 100 Prozent - im
ersten Block.
Die Testserie bei der Leistung von 90 Prozent wurde in der
vergangenen Woche beendet und alle Protokolls wurden an die SUJB
übergeben. Nun laufe der Reaktor auf 90 Prozent und die Turbine
liefere 890 Megawatt Strom ans Netz, teilte Nebesar mit. (APA)