Kosovo
Bosnische Waffenschmuggler hatten "mächtige Patronaten"
In Polizei und Politik - Insgesamt hätten mit geschmuggelten Waffen 50.000 Mann ausgerüstet werden können
Sarajewo/Wien - Die im Dezember wegen Verdachts des
Waffenschmuggels in die südserbische Provinz Kosovo verhafteten
Männer aus Bosnien-Herzegowina hätten "mächtige Patronaten in den
polizeilich-militärischen und politischen Strukturen" in beiden
Gebietseinheiten (bosniakisch-kroatische Föderation und Republika
Srpska) gehabt. Dies meldete am Montag das Radio "Freies Europa" in
Sarajewo. Unter den insgesamt sieben Festgenommenen befinden sich
auch Hamid Bahto, General der bosniakisch-kroatischen Armee, Mirza
Jamahovic, Leiter einer Abteilung des Innenministeriums, und Vilik
Hajdurovic, Mitarbeiter des bosnischen Geheimdienstes (AIDA), meldete
das Radio. Die verhafteten Lenker jener Lkw, in denen die geschmuggelten
Waffen gefunden wurden, hätten ausgesagt, dass sie auf Anordnung von
Jahamovic gehandelt hätten. Der Kreis der Involvierten sei allerdings
noch nicht geschlossen, weil vor dem Obersten Gerichtshof in Sarajewo
15 Offiziere der bosniakisch-kroatischen Armee angehört worden seien.
Eine umfangreiche Ermittlung in den politischen Strukturen stehe erst
bevor.
Geheime Arsenale
Wie der Radiosender weiters berichtete, seien enorme Mengen an
Waffen an albanische Rebellen geliefert worden. Insgesamt hätten mit
der geschmuggelten Ware 50.000 Mann ausgerüstet werden können. Die
Waffen seien aus geheimen Arsenalen in beiden Entitäten geschmuggelt
worden, so "Freies Europa".
Der Sprecher der UNO-Mission in Sarajewo, Stefo Lehmann, erklärte,
dass Bosnien-Herzegowina ein attraktives Land für den Schmuggel sei.
"Die Kette des illegalen Handels funktioniert gut, weil es leicht
ist, Polizisten und Zollbeamte zu bestechen", sagte Lehmann. Sie
hätten niedrige Löhne und würden die Augen vor illegalen Lieferungen
schließen, wurde Lehmann von der jugoslawischen Nachrichtenagentur
Tanjug zitiert. Der Waffenschmuggel von Bosnien-Herzegowina nach
Kosovo war schon im Juni entdeckt worden, als die internationalen
Kosovo-Friedenssoldaten (KFOR) in einem Lkw mehrere hundert
automatische Waffen sicherstellten. Die Waffen waren für albanische
Extremisten bestimmt. (APA)