Bozen/Rom - Die europaweite Sorge um eine Neuausrichtung der römischen Politik wird auch in Bozen geteilt. Landeshauptmann Luis Durnwalder und Siegfried Brugger, Obmann der Südtiroler Volkspartei (SVP), sehen durch den Rücktritt von Außenminister Renato Ruggiero einen deutlichen internationalen Ansehensverlust, der auch Südtirol mittreffen könnte.

Die Südtiroler Landesregierung hatte eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Mitte-links-Regierungen Prodi, D'Alema und Amato gepflegt. Zahlreiche autonomiepolitische Vorhaben wurden umgesetzt, viele neue Verwaltungsbereiche wie etwa der gesamte Schulsektor oder die Straßenverwaltung wurden an Bozen delegiert.

Noch übertroffen

Mit dem Amtsantritt Berlusconis hat sich das Verhältnis merklich verschlechtert. Sorge bereitet in Bozen vor allem die Tatsache, dass die nationalistischen Töne nicht nur innerhalb des traditionellen "Feindes" Alleanza Nazionale zunehmen, sondern dass diese in den letzten Wochen von Stellungnahmen von Vertretern der Forza Italia Berlusconis noch übertroffen wurden.

Erst um Weihnachten konnte in der Frage der umstrittenen Volksgruppenzugehörigkeits-Erklärung nur im allerletzten Moment eine Internationalisierung des Problems durch die Anrufung Wiens vermieden werden; Rom wollte eine Autonomiebestimmung von sich aus ohne Zustimmung Bozens abändern - ein Versuch, den seit 30 Jahren keine Regierung gewagt hatte.

(afe/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 09. 01. 2002)