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Detroit/Belmont/Wien - Eine neue Stammzellstudie zeigt Therapiemöglichkeiten mit adulten Zellen, die bisher nur embryonalen zugeschrieben wurden: Eine Forschergruppe in den USA konnte erstmals zeigen, dass Zellen aus der Nabelschnur, im Wesentlichen also adulte Stammzellen, die Folgen eines Hirnschlags heilen können. Die neue Untersuchung (Stroke Nr. 32, S. 2682) unter der Leitung des Mediziners Jieli Chen von der Neurologie-Abteilung des Henry Ford Health Sciences Center in Detroit wurde an Ratten durchgeführt. Bei verschiedenen Gruppen von Versuchstieren, solchen unmittelbar nach einem herbeigeführten Hirnschlag, anderen eine Stunde später usw., zeigten sich alle vier für eine Stammzelltherapie nötigen Schritte: Erstens überlebten die Zellen die Transfusion in eine Vene im Schwanz der Nager, zweitens fanden sie den Weg ins Gehirn, differenzierten, drittens, zu Nervenzellen aus und verbesserten, viertens, die neurologische Wiederherstellung nach dem Schlaganfall. Verhaltensstudien Dies wird anhand standardisierter Verhaltensmuster der Nager festgestellt, die bei Zerstörung einer Hirnhälfte genau bekannt sind. Nach Stammzellgabe normalisierte sich das Verhalten wieder. Eine Analyse der gesunden Hälfte bestätigte zudem, dass sich die Stammzellen dort kaum, also fast nur in der vom Schlaganfall betroffenen Hemisphäre angesiedelt hatten. Aber auch die Spezialisierung in Nervenzellen stellt einen Fortschritt dar. "In vitro war das schon von so genannten CD34-Zellen bekannt", berichtet Ethikkommissionsvorsitzender Johannes Huber über eine bestimmte Stammzellkategorie, "aber in vivo ist das ein Quantensprung." Damit ist das Hauptargument für "verbrauchende" Forschung mit Zellen aus menschlichen Embryonen - nur sie könnten eines Tages zu Parkinson- und Alzheimer- therapien führen - entkräftet. "Erstmals zeigt sich", sagt denn auch Stammzellexperte Huber, "dass auch die nicht patentierbaren, ökonomisch also nicht so interessanten Nabelschnur-Stammzellen bei schweren neurologischen Schäden helfen." Parkinson-Behandlung Indes berichtete Reuters am Montag von einem weiteren Erfolg mit Embryozellen der Ratte bei der Behandlung von Parkinson. Forscher der Harvard Medical School und des McLean Spitals in Belmont, Massachusetts, konnten zeigen, dass die Stammzellen, ins Nagerhirn injiziert, sich in Neuronen verwandeln. Diese stellten den wichtigen Überträgerstoff Dopamin her, nachzulesen in der aktuellen Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.1.2002)