Österreich
Jede zweite Studentin sieht sich als Opfer sexueller Belästigung
Deutsche Umfrage weist hohe Werte im "Banalbereich" aus
Freiburg - Das Ausmaß der sexuellen Belästigung von
Frauen ist nach Ansicht Freiburger Psychologen weitaus größer als
bisher angenommen. Eine Untersuchung an Studentinnen der Freiburger
Albert-Ludwigs-Universität ergab, dass mehr als die Hälfte der
befragten jungen Frauen bereits Erfahrung mit sexueller Belästigung
gemacht hat. "Die Dunkelziffer ist enorm", sagte der Freiburger
Psychologieprofessor und Kriminologe Helmut Kury. Nur die wenigsten
Fälle würden von den betroffenen Frauen der Polizei oder den
Professoren gemeldet. Die Studentinnen waren gefragt worden, ob sie
an der Hochschule oder in ihrer Freizeit sexuellen Belästigungen
ausgesetzt sind.
Für die Studie, die im Rahmen einer Diplomarbeit entstand und nach
Angaben der Autoren die erste ihrer Art in Deutschland ist, wurden
311 Studentinnen befragt. 58,1 Prozent gaben an, schon einmal Opfer
verbaler oder tätlicher sexueller Belästigung geworden zu sein.
"Besonders groß ist der so genannte Banalbereich", sagte Kury.
Berührungen an den Brüsten oder Genitalien seien schon fast an der
Tagesordnung. 41 Prozent der Befragten gaben an, schon mindestens
einmal gegen ihren Willen unsittlich berührt worden zu sein.
Ebenso würden Studentinnen immer wieder mit eindeutigen Gesten
konfrontiert. Mehr als 40 Prozent sagten, sie seien von einem Mann in
einer Art und Weise beobachtet und verfolgt worden, dass sie Angst
bekamen. In den meisten Fällen kannten die Studentinnen die Männer
nicht. 27 Prozent der Frauen, so die Studie, haben schon einmal mit
einem Mann geschlafen, weil es unmöglich schien, sich gegen dessen
Annäherungsversuche zur Wehr zu setzen.
"Diese Zahlen sind alarmierend", sagte Kury. Die Gesellschaft
müsse mit dem Thema sensibler umgehen. Die Freiburger Studie sei die
erste ihrer Art in Deutschland. "Wenn wir Licht ins Dunkel bringen,
können wir das Problem vielleicht entschärfen", meinte der
Wissenschafter.(APA/dpa)