Wien - "Strom bis zur Hälfte preiswerter" sollen demnächst
die Mitglieder der Evangelischen Kirchen in Österreich nach eigenen
Angaben beziehen. Dies ermöglicht ein Stromeinkaufspool, der seine
Arbeit noch im Jänner aufnehmen soll. Der Vertrag dürfte in etwa zwei
Wochen stehen, verhandelt wird nur mehr Salzburg AG und Verbund bzw.
deren gemeinsamer Stromvertriebsgesellschaft MyElectric. Der
Arbeitspreis soll jedenfalls unter 50 Groschen je kWh liegen. Der für den Stromeinkaufspool verantwortliche Kirchenrat Heinrich
Schwarz: "Bei rund 350.000 Mitgliedern der Evangelischen Kirchen, die
mögliche Kunden für diesen Pool sind, können wir natürlich Einfluss
auf den Anbieter bei der Preisgestaltung nehmen." Er rechne damit,
dass doch zumindest 15 Prozent der Mitglieder diesem Pool beitreten
werden, sagte Schwarz am Mittwoch im Gespräch mit der APA.
Strompreis hängt vom jeweiligen Wohnort ab
Im Dezember haben die Pfarrgemeinden ein Schreiben des Kirchenamts
erhalten, das über den Strompool informiert und zur Beteiligung
einlädt. Mit einer Vollmacht vom Stromkunden versehen, sucht das
Kirchenamt dann den günstigsten Anbieter. In Oberösterreich sind auch
schon die ersten Schreiben an evangelische Haushalte gegangen.
Konkret hänge der Strompreis auch vom jeweiligen Wohnort ab, so
der Kirchenrat. Absehbar aber sei "auf jeden Fall ein Arbeitspreis
von weniger als vier Cent pro Kilowattstunde" (50 Groschen). Als
mögliche Lieferanten hat man sich praktisch alle in Österreich
tätigen Anbieter in- und ausländischen Anbieter angesehen, verhandelt
wird jedoch jetzt nur noch mit Salzburg AG und Verbund bzw. deren
gemeinsamer Vertriebsgesellschaft MyElectric, so Schwarz zur APA.
Kommen würde der Strom dann ohnedies vom Verbund, nämlich aus deren
Wasserkraft.
"Stromkollekte"
Als besonderes Angebot könne eine "Stromkollekte" für einen
bestimmten Zähler - etwa in der Kirche, dem Gemeindehaus oder dem
angeschlossenen Kindergarten - eingerichtet werden. Die betreffende
Pfarrgemeinde könne dann einen Bonus erhalten, eine Gutschrift
zugunsten dieses Zählers, je nachdem, wieviel Strom in ihrem
Pfarrgemeindegebiet bezogen wurde. Ansonsten verdiene die
Evangelische Kirche an diesem Strompool-Geschäft "natürlich nichts",
betont Schwarz: "Das ist ein Service für unsere Mitglieder."
Bei der Suche nach dem geeigneten Anbieter stünden zwar der Preis
und die konkreten Konditionen, die im Detail noch ausgehandelt werden
müssten, im Mittelpunkt. Dennoch habe man kirchenintern natürlich
auch eine "ethisch-moralische Diskussion" geführt, die weit über die
Fragen Wasserkraft bzw. Atomkraft hinausgegangen sei, so Schwarz.
Deutschland als Vorbild
Als Werbeslogan für den evangelischen Strom-Pool könnte sich
Schwarz, der selbst einmal im deutschen Energiesektor tätig war, mit
einem in Oberösterreich kreierten Vorschlag anfreunden: "Der Herrgott
sprach: 'Es werde Licht!' und kauft den Strom woanders nicht."
Eingefädelt wurde der Deal mit den Evangelischen Kirchen von der
PowerSolution Energieberatung GmbH in Wien, deren Geschäftsführer
Roland Kuras früher Vertriebsleiter und kurz auch Geschäftsführer bei
EnBW Austria war. PowerSolution (früher Tech-SET technische Beratung-
Planung-Umsetzung GmbH) entwickelt für Betriebe und Regionen in den
Bereichen Energie, Umwelt- und Abfallmanagement Strategien und
Maßnahmen für effizienzsteigerndes und umweltschonendes Wirtschaften.
Vorbild dieses österreichischen Strompools war ein entsprechender
Einkaufsvertrag der Evangelischen Kirche Deutschland - die allerdings
über eine ungleich größere wirtschaftliche Macht verfügt.(APA)