Welt
Rechtshistoriker Gernot Kocher feiert 60. Geburtstag
Methodisch neue Wege zur Erforschung der Rechtssymbolik
Graz - Mit der Präsentation einer Festschrift wurde am
Mittwoch der 60. Geburtstag des österreichischen Rechtshistorikers
und Dekans Gernot Kocher an der Universität Graz begangen. Der
langjährige Vorstand des Institutes für Österreichische
Rechtsgeschichte erschloss in seinen umfangreichen Forschungen zur
Rechtssymbolik methodisch neue Wege. Unter Kochers Leitung schuf die Grazer Fakultät zudem 1998 eine
neue Ausbildungssituation für Studenten mit der Einführung des
Kurssystems anstatt Massenvorlesungen. Vorbereitet wurde die
Festschrift ebenso wie die Feier selbst noch von dem erst kürzlich
verstorbenen Grazer Rechtshistoriker Helfried Valentinitsch.
Forschertätigkeit Kochers
An erster Stelle der Forschertätigkeit Kochers stehen die
umfangreichen Arbeiten zur Rechtssymbolik. Er hat in Graz bereits als
Assistent mit der Sammlung von rechtshistorischen Bildern begonnen,
die er von Anfang an in seine Lehrveranstaltungen zum besseren
Verständnis des tatsächlichen Rechtslebens eingebunden hat. Aus
diesen Anfängen entstand in rund drei Jahrzehnten eine Sammlung mit
über 23.000 Bildern, die Kocher bald nur mehr unter Einsatz der
modernen Datenverarbeitung bewältigen konnte. Daher war er an der
Grazer Juridischen Fakultät bei der Einführung der EDV an der Grazer
Universität ein Pionier der ersten Stunde.
"Zeichen und Symbole des Rechts"
Nachdem Kocher zahlreiche Einzelstudien zu unterschiedlichen
Bereichen der rechtshistorischen Bilderforschung veröffentlicht
hatte, legte er mit seiner 1992 erschienenen Monografie über "Zeichen
und Symbole des Rechts" eine vorläufige Bilanz seiner jahrelangen
Forschungen zur Rechtsikonographie vor. Der zeitliche Rahmen der
Darstellung reicht hier vom alten Orient und der Antike bis zur
Gegenwart. In den vergangenen Jahren befasste sich Kocher mit den
historischen Rechtsquellen im Alpen-Adria-Raum, zum Beispiel mit den
Stadtrechten von Pettau/ Ptuj und Laibach/Ljubljana in Slowenien.
Kocher wurde am 7. Jänner 1942 in Graz geboren. Nach der Matura
begann er in Graz das Studium der Rechtswissenschaften, das er 1966
mit der Promotion abschloss. Nach einer Anstellung am Institut für
Deutsche Rechtsgeschichte habilitierte er sich 1975 für Deutsche und
Österreichische Rechtsgeschichte unter Einschluss des Privatrechts.
1981 wurde er Mitglied der Europäischen Fakultät für Bodenordnung in
Straßburg. 1988 trat Kocher am Institut für Österreichische
Rechtsgeschichte der Karl-Franzens-Universität Graz seinen Dienst als
Ordinarius an, wo er zunächst als Institutsvorstand und nach der
Zusammenlegung der beiden rechtshistorischen Institute zum heutigen
Institut für Österreichische Rechtsgeschichte und Europäische
Rechtsentwicklung, als Stellvertreter des Institutsvorstands
fungiert. Das wissenschaftliche Oeuvre Kochers umfasst zwölf
selbstständige Publikationen sowie mehrere Herausgaben von
Festschriften und anderen Sammelbände sowie über einhundert Artikel. (APA)