Rom - Die Lega Nord hat EU-Kommissionspräsident Romano Prodi
scharf attackiert. Prodi hatte am Mittwoch in Brüssel die
europakritische Haltung der rechtspopulistischen Partei kritisiert.
Die drittstärkste Partei im Regierungsbündnis von Ministerpräsidenten
Silvio Berlusconi warf Prodi vor, sich in die inneren Angelegenheiten
Italiens einzumischen. "Prodi hat die Mentalität eines europäischen Bürokraten und ist
noch dazu ein Mann der Linken", erklärte Francesco Speroni,
EU-Abgeordneter der Lega Nord und Vertrauensmann des Lega-Chefs und
Reformenministers Umberto Bossi Medienberichten vom Donnerstag
zufolge.
"Eurokritisch"
"Die Lega Nord ist nicht euroskeptisch, sondern eurokritisch. Wir
müssen nicht alles passiv akzeptieren, was aus Brüssel kommt. Nicht
alles ist positiv (...) Wir fordern eine europäische Verfassung, die
von allen Bürgern angenommen wird", sagte Speroni.
"Die Lega ist stark europaorientiert, ihre Europa-Vision
unterscheidet sich von jener der Linken. Das ist kein Verbrechen, man
kann uns deswegen nicht verteufeln. (...) Niemand von uns hat jemals
den Austritt Italiens aus der EU gefordert. Wir wollen aber kein
bürokratisches und zentralisiertes Europa", so Speroni.
Der Lega-Vertreter bezeichnete den Enthusiasmus Prodis für die
Euro-Einführung als übertrieben. "Der Euro ist eine positive Sache.
Prodi begeht aber einen Fehler, wenn er von einem außerordentlichem
Erfolg der neuen Währung spricht. Der Euro hat in den Jahren 25
Prozent seines Wertes im Vergleich zum Dollar verloren. Bei seinem
Debüt war der Euro 1,18 im Vergleich zum Dollar wert. Nun ist das
Verhältnis auf 0,88 gesunken. Prodi darf mit seinem Optimismus nicht
übertreiben", sagte Speroni. (APA)