Mag. Gerhard Aigner, Geschäftsführer der Raiffeisen KAG, und Klaus Glaser, Chief Investment Officer, wagen in einem Exklusivinterview einen Ausblick für 2002: Etwa 10% sollten mit Aktien hier zu verdienen sein, klassische Euroland-Renten locken dagegen mit eher mickrigen Erträgen von 3-5 Prozent kaum. Derzeit befindet sich die Raiffeisen KAG im Auswahlprozess für die Wahl eines geeigneten Partners, der die größte KAG Österreichs auf dem Hedge Fonds Sektor begleiten soll. e-fundresearch: "Herr Aigner, lassen Sie uns kurz die letzten Jahre Revue passieren. Aktienboom 1999, aber seit März 2000 nun schon fast 2 Jahre durchgehend fallende Kurse. Wird die Statistik Recht behalten, die sagt dass seit dem 2. Weltkrieg die breiten Börsenindizes keine 3 Minusjahre in Folge verzeichnet haben?" Gerhard Aigner: "Wir denken schon. Das letzte Doppeljahr mit negativer Performance war 1973/74 und 1975 gab es dann ein sehr kräftiges Plus von 30 Prozent. Wir denken auch, dass wir 2002 ein positives Aktienjahr haben werden, allerdings glauben wir nicht an die 30 Prozent, sondern an etwa 10% Plus. Hier können wir uns allerdings vorstellen das es hier z.B. im 1. Halbjahr Perioden gibt, wo der Markt im wesentlichen eine Seitwärtsbewegung einschlägt. Nachdem der Aktienmarkt mittlerweile nun doch schon einiges an Optimismus eingepreist hat und sehr von der Liquidität getrieben ist, bedarf es nun, dass die Unternehmensergebnisse als auch die realwirtschaftlichen Indikatoren dies nun auch bestätigen. Da kann es schon hin und wieder holprig werden ab wir sind insbesondere für das 2. Halbjahr 2002 und den Anfang 2003 optimistisch." e-fundresearch: "In den letzten Jahren haben viele Anleger zum ersten Mal gelernt was Value bzw. Growth Fonds sind. Wohin schlägt das Pendel derzeit bzw. auf welche Faktoren muss man dabei achten?" Gerhard Aigner: "Wir wissen, dass Growth Fonds besonders gut in boomenden Aktienmärkten sind bzw. vice versa Value Fonds sehr gut in schlechten Aktienmärkten sind. Wir bieten aber im Aktienbereich ganz bewusst keinen dezidierten Growth oder Value Fonds an. Unser Investmentansatz ist zusammen mit unserem Partner Capital International auf beide Stile abgestimmt und kann in beiden Phasen bestehen. Zum Beispiel haben wir mit unserem Aktienfonds im Jahr 2000 +7 Prozent erwirtschaftet und 2001 -1 Prozent, was für die schlechten Aktienmärkte sehr gut war. Wie gesagt, mit unserem Fonds ist man aber auch für deutlich steigenden Märkte bestens gerüstet, wie das Jahr 1999 gezeigt hat. Zusammenfassend muss man sagen, dass es für den Investor oft nicht leicht ist zu entscheiden welches Jahr nun ein Value oder Growth Jahr wird. Mit unseren Produkten kann man also sozusagen das Beste der beiden Perioden verbinden." e-fundresearch: "Ihr Haus zieht die Titelselektion der Indexorientierung vor. Denken Sie, dass diese Strategie vor dem Hintergrund, dass fast 90 Prozent der aktiv gemanagten Fonds den Index langfristig nicht schlagen, Bestand haben wird?" Gerhard Aigner: "Es stimmt, das besonders in den 90er Jahren viele aktive Manager den Markt nicht geschlagen haben. Wir denken aber das gerade in den nächsten Jahren aktives Management besonders auszahlen kann - vor allem wenn die Ertragserwartungen deutlich geringer sind als in den 90er Jahren. Andererseits ist es ganz wichtig zu sehen, dass dies der Durchschnitt der aktiven Manager ist - einzelne Manager haben aber die Märkte auch in den 80er oder 90er Jahren geschlagen. Wir können mit unserem Partner zeigen, dass wir in den letzten 30 Jahren die Benchmark um 2 Prozent pro Jahr geschlagen haben. Auf lange Frist zahlt sich gerade dieser Vorsprung ganz gewaltig aus." e-fundresearch: "Herr Glaser, wie wird das Jahr 2002 für Renten? Die klassischen Euro bzw. Dollaranleihen werden wahrscheinlich keine allzu großen Performancebeitrag liefern, oder? Welche Ausweichstrategien sehen Sie hier für den Investor - Stichwort Osteuropa oder High Yields?" Klaus Glaser: "Der Renteninvestor wird 2002 sicher ein Jahr der Underperformance gegenüber Aktien sehen. Eine Performance von 3-5 Prozent im Euroland ist schon eher die optimistischere Seite, auch von der Währung wird es keine zusätzlichen Gewinne geben - die Phase des schwachen Euros wird wohl vorüber sein. Alternativen gibt es aber. Der größte und interessanteste Markt ist hier natürlich Osteuropa Fixed Income. Wir haben im Jahre 2001 eine Performance von 20-30 Prozent gesehen, großteils durch die Zinsseite. Das werden wir in den nächsten Jahren sicherlich nicht erleben - trotzdem werden wir eine deutlich höhere Performance als in den entwickelten Anleihenmärkten sehen. Grund ist die weiterschreitenden Konvergenz zu Euroland. Risken wird es vor allem auf der Währungsseite geben - die tschechische Krone oder der polnische Zloty sind doch eher hoch bewertet. Bei Global High Yield ist das Schlimmste ausgestanden, die Risken - siehe den Default in Argentinien - sind jedoch wesentlich höher. Etwas stabiler sind hingegen Domestic High Yield - also Euroland Unternehmensanleihen - die vor diesen Rückschlägen gefeit sind." e-fundresearch: "Wie ist Ihr Haus eigentlich dem Thema "Alternative Investments" gegenüber eingestellt?" Gerhard Aigner: "Wir halten "Alternative Investments" für keine Modeerscheinung, diese haben absolut ihre Berechtigung. Wenn man diesen Bereich unterteilt, umfasst er ja auch Immobilienfonds, wobei sich hier dieses Jahr in Österreich mit dem Immobilienfondsgesetz einiges tut. Andererseits umfasst er auch den Bereich Hedge Fonds, welche ihre Berechtigung vor allem Bereich der Diversifikation als Beimischung in einem diversifizierten Portfolio haben. Wir glauben auch das die Volumina hier in nächster Zeit weiter ansteigen werden und diesen Bereich noch interessanter werden lassen sollte. In der Raiffeisen KAG selbst befinden wir uns dabei gerade in einer Analysephase, um festzustellen wie und mit welchen Partnern wir diese Produkte dem institutionellen und Publikumsinvestor anbieten werden. Gerade die Auswahl des besten Partner ist in diesem Bereich sehr wichtig, da es mittlerweile viele tausend Hedge Fonds gibt." e-fundresearch: "Vielen Dank für das Gespräch!"