International
Kabul: Schutztruppe, UNO und Regierung beraten über Sicherheit
USA beginnen Verlegung von Gefangenen nach Kuba
Kabul/Islamabad/London/Washington - Angesichts
der prekären Sicherheitslage in Afghanistan haben am Donnerstag
Vertreter der Vereinten Nationen, der afghanischen Übergangsregierung
und der internationalen Friedenstruppe über die Entwaffnung von
Zivilisten beraten. Das Treffen in Kabul wurde vom
UNO-Sondergesandten Lakhdar Brahimi einberufen. Regierungschef Hamid
Karsai hatte am Mittwoch betont, die Verbesserung der Sicherheitslage
sei Voraussetzung für den Wiederaufbau des Landes. In weiten Teilen
Afghanistans herrscht derzeit Gesetzlosigkeit. Der Rückzug der afghanischen Truppen aus der Hauptstadt Kabul ist
am Donnerstag ohne Zwischenfälle angelaufen.
Die internationale Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) mit einer
Stärke von 5000 Soldaten soll bis Mitte Februar in Kabul stationiert
sein. Wie der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon am
Donnerstag im Unterhaus in London weiter mitteilte, wird sich das
Kontingent Großbritanniens auf 1800 Soldaten belaufen. Zusätzlich
sollen 300 Armeeexperten zum Wiederaufbau des internationalen
Flughafens von Kabul entsandt werden.
Gemeinsame Kontrollgänge
Nach den Worten Hoons ist der Einsatz der Schutztruppe, an der
Streitkräfte aus 17 Ländern beteiligt sind, auf die Hauptstadt Kabul
beschränkt. Sie sollen gemeinsame Kontrollgänge mit afghanischen
Sicherheitskräften durchführen und der Übergangsregierung beim Aufbau
einer eigenen Sicherheitsstruktur und der Ausbildung von Fachkräften
helfen.
Washington wiederholte unterdessen die Forderung an die
afghanische Regierung, alle Gefangenen sofort den amerikanischen
Truppen übergeben werden. Der Sprecher des US-Außenministeriums,
Richard Boucher, erklärte am Mittwoch, alle Führungsmitglieder der
Taliban sollten den USA übergeben werden.
USA beginnen Verlegungen nach Kuba
Die USA haben damit begonnen, Gefangene der Terrororganisation El
Kaida und der Taliban aus Afghanistan auf den Marinestützpunkt
Guantanamo Bay in Kuba zu verlegen. Auf dem Flughafen von Kandahar
wurden am Donnerstag Abend (Ortszeit) unter schärfster Bewachung 20
Männer in zwei Gruppen in ein C-17-Transportflugzeug gebracht und
ausgeflogen. Der US- Nachrichtensender CNN zeigte Bilder der
Gefangenen, die aneinander gekettet waren und Kapuzen mit
Augenlöchern trugen. Insgesamt befanden sich bis zum Donnerstag 368
El-Kaida-Mitglieder in Afghanistan und auf einem Schiff im Indischen
Ozean in US- Gewahrsam. Es wird erwartet, dass ein großer Teil von
ihnen in der nächsten Zeit auf die von Kuba gepachtete Marinebasis
gebracht wird.
Auch nach dem Sturz des Taliban-Regimes strömen weiterhin tausende
afghanische Flüchtlinge über die Grenze ins Nachbarland Pakistan. Wie
das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Donnerstag in Islamabad
mitteilte, warten seit zwei Tagen rund 4000 Menschen im Niemandsland
der südlichen Grenzregion JKhamman. Sie hätten ihrer Heimat vor allem
aus Angst um ihr Leben und wegen des anhaltenden
Nahrungsmittelmangels den Rücken gekehrt.
Bedenkliche Sicherheitslage
Wegen der bedenklichen Sicherheitslage hätten UNO-Vertreter die
südliche Provinz Kandahar seit dem 11. September gemieden, sagte
UNHCR-Sprecher Yusuf Hasan. Plünderungen, Raubüberfälle und Morde
verhinderten weiter die Lieferung humanitärer Güter. Bereits seit
einiger Zeit warteten 3000 afghanische Flüchtlinge in der Grenzregion
darauf, in ein Auffanglager in Pakistan gebracht zu werden.
Pakistan hatte seine Grenze zu Afghanistan wegen des Zustroms von
Flüchtlingen offiziell geschlossen. Das Land beherbergt bereits rund
2,5 Millionen Menschen, die zu Zeiten der sowjetischen Besatzung
Afghanistans in der 80er Jahren geflohen waren.(APA/dpa/AP)