New York - Die Weltwirtschaft, die seit Anfang 2001 in der Rezession steckt, wird sich nach Einschätzung der Vereinten Nationen dieses Jahr nur leicht erholen - viel langsamer als noch vor drei Monaten erwartet. Nach einem am Donnerstag vorgelegten Bericht wird das Bruttoweltprodukt (BWP) 2002 nur um 1,5 Prozent zunehmen, nach nur 1,3 Prozent Zuwachs im vergangenen Jahr. Der globale Handel werde gleichzeitig um voraussichtlich drei Prozent zunehmen, heißt es im jährlich erscheinenden UN-Bericht zu Lage und Aussichten der Weltwirtschaft. Die Erholung 2002 hänge nun "zum großen Teil von dem vorhergesagten Aufschwung der US-Wirtschaft ab". In den 15 Ländern der Europäischen Union habe das Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr um schätzungsweise 1,6 Prozent zugenommen und für 2002 erwarten die UNO-Fachleute ebenfalls 1,6 Prozent Wachstum. Die durch die Terrorangriffe am 11. September auf die Vereinigten Staaten beschleunigte Abschwächung habe insbesondere die Wirtschaften Ostasiens und Lateinamerikas hart getroffen, heißt es in dem Bericht weiter. Kinniburgh: Ein Dutzend Industrieländer in Rezession Nach Schätzung des UN-Volkswirts Ian Kinniburgh stecke mindestens ein Dutzend der größten Industrieländer in der Rezession und viele anderen müssten sich mit weniger Wachstum begnügen als im Jahr zuvor. "Wir haben es nicht unbedingt mit der tiefgreifendsten Abschwächung zu tun, doch sicher mit der weitverbreitetsten", sagte Kinniburgh nach der Veröffentlichung des Berichts vor der Presse. "Die etwas bessere Nachricht ist, dass wird die Talsohle wahrscheinlich erreicht haben und 2002 mit einer Wiederbelebung rechnen können". Stagnierender Handel Der stagnierende Welthandel ist die wichtigste Ursache der Abschwächung in den Entwicklungs- und Schwellenländern, so die UNO-Experten weiter. Ausländische Direktinvestitionen in den Entwicklungsländern, die in den Krisenjahren 1997-1998 relativ stabil geblieben waren, sind letztes Jahr weiter zurück gegangen und der Abwärtstrend wird sich nach Einschätzung der Fachleute trotz zunehmender Kapitalzuflüsse nach China, Mexiko und Südamerika in diesem Jahr fortsetzen. Wirtschaftliches Wachstum ist aus der Sicht der UNO-Experten der Schlüssel für die Wiederaufnahme ausländischer Direktinvestitionen in den Entwicklungsländern. Der Bericht stellt auch eine deutliche Verlangsamung der Kapitalbewegungen zwischen den Industriestaaten im vergangenen Jahr fest. Der Hauptgrund sei die Halbierung grenzüberschreitender Firmenzusammenschlüsse und Akquisitionen gewesen. (APA)